testen erreicht werde "durch Einfachheit der Erzählung von dem Selbstbeobachteten, dem Selbsterlebten, durch die beschränkende Individualisierung der Lage, an welche sich die Erzählung knüpft'. Solche Gedanken .leiteten' mich nicht, sie waren meine eigenen, die ich durch Alexander von Humboldt und durch Fontane bestätigt fand.
In Rheinsberg entdeckte Fontane, als er den Spuren des Prinzen Heinrich von Preußen nachging, in Kirche, Schloß und Park . etwas prononciert Französisches in Sitte, Gewöhnung, Ausdruck '. Der das formulierte, kommt von Hugenotten her wie ich auch. Im Februar des Jahres 1989 stand ich am Grabmal des Prinzen, der ein Bruder Friedrichs II. war. Angesichts der nicht sehr großen Backsteinpyramide fiel mir Fontanes Frage ein: . Wie kommt es, daß dieser kluge, geistvolle Prinz Heinrich, dieser Feldherr sans peur et sans reproche, dies von den nobelsten Empfindungen inspirierte Menschen- herz so wenig populär geworden ist?" Ja, wie kommt es? Auch die Verse, die ich, die Frage im Ohr, dazu schrieb, vermögen keine Antwort zu geben: .... die schmucklose kleine Pyramide aus / märkischen Ziegeln zerbröckelt im Dunst / der Welt wie der heutige Tag.' Aber mir ist, als hörte ich mit Fontane am Ufer eines märkischen Sees erneut die .Rätselmusik der Einsamkeit', den Klang der Hoffnung, den man, nach dem Abklingen des Lärms, in einsamer Stunde vernehmen kann: .Der See liegt glatt und sonnenbeschienen vor dir, aber es ruft aus ihm, die Bäume rühren sich nicht, aber es zieht durch sie hin, aus dem Walde klingt es, als würden Geigen gestrichen, und nun schweigt es, und ein fernes, fernes Läuten beginnt. Ist es Täuschung, oder ist es mehr?"
Uwe Berger. Geboren 29. September 1928 in Eschwege. Jugend in Emden, Augsburg und Berlin. Während des Krieges Flakhelfer in der Umgebung von Berlin. Bei Kriegsende in Dänemark. Studium der Germanistik und der Kunstwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Lektor im Aufbau- Verlag von 1951 bis 1955. Lyriker, Romancier, Essayist und Herausgeber. Seit 1955 nahezu dreißig Bücher. Darunter .Der Dorn in dir' (Gedichte, 1958), .Backsteintor und Spreewaldkahn' (Märkische Landschaften, 1975), .Das Verhängnis oder Die Liebe des Paul Fleming' (Roman, 1983), .Das Gespräch der Delphine' (Tierverse, 1986), .Traum des Orpheus' (Liebesgedichte, 1988), .Last und Leichtigkeit' (Oden, 1989), .Flammen oder Das Wort der Frau' (Erzählung, 1990).
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