geschrieben, sei er in den ,Tempel des Ruhmes eingebrochen" (er meinte die .Wanderungen''). Auch die Fontane-Gesellschaft karrt sozusagen noch mit einem Frachtwagen durch den märkischen Sand.
Was uns hier vereint, ist das Werk eines großen Schriftstellers (Poeten, Romanciers, Kritikers), und dieses Werk ist anerkannt und weit verbreitet. Es bedarf keiner Rettungen, es lebt aus eigener, anscheinend noch immer wachsender Kraft. Es braucht, so meine ich, und hoffentlich enttäusche ich niemanden mit dieser Äußerung, auch uns, die Fontane-Gesellschaft, nicht. Für meine Person empfinde ich das mit großer Befriedigung: Wir sind nicht .unverzichtbar'. Um so größer, scheint mir, darf unsere Freude sein, und ist unsere Freiheit zu handeln. Lassen sie uns den Wunsch wagen, für eine Sache einzutreten, die in einer Welt der Zwänge glücklicherweise ebenfalls nicht .unverzichtbar' scheint, eben die Literatur. Unentbehrlich ist sie immer wieder nur für einzelne.
Fontanes Werk lebt, und es lebt wie jedes andere literarische Werk - aber doch in besonderem Maße - aus der Sprache, aus dem Gewebe von Worten, die Texte darstellen. Täuschen wir uns nicht: die Sprache und nicht die Mark Brandenburg oder eine andere Landschaft ist die Heimat des Dichters. Aber wiederum wage ich die Umkehrung: Gerade weil das so ist, dürfen wir uns freuen, daß wir uns hier, nicht mehr gehemmt durch unnatürliche Grenzen, an Plätzen versammeln können, in denen zentrale Werke Fontanes in der Sprache angesiedelt sind, und wer wollte leugnen, daß etwas vom Geist dieser historischen Landschaft und der märkischen Natur in das Werk dieses Dichters eingeflossen ist.
Daß uns dies so bald nach Gründung der Gesellschaft möglich wurde, dafür haben wir nicht nur den Mitgliedern der Gesellschaft zu danken - den Mitarbeitern, die dieses Treffen vorbereitet und eben auch einfach denen, die sich in so ermutigender Zahl alsbald angemeldet haben -, sondern auch staatlichen, wissenschaftlichen und kommunalen Institutionen, die uns ihre Unterstützung nicht versagt haben.
Von den Mitgliedern unserer Gesellschaft begrüße ich namentlich unsere Ehrenpräsidentin Frau Professor Charlotte Jolles, London, die mit soviel Souveränität, Charme und Energie bereits in der Gründungsphase der Gesellschaft sich unserer Sache angenommen hat und seither mit Hinweisen und Ermahnungen nicht ermüdet ist. Daß sie uns in unserer materiellen Bedrängnis auch einen fiktiven Schutzpatron unter den Romangestalten Fontanes zu bestimmen unternahm und nach der zu erwartenden Verwerfung aller männlichen Anwärter für die Kommerzienrätin Jenny Treibel sich entschied, war ein Akt der Courage, den niemand außer ihr hätte wagen dürfen. Sie ist, wie selbstverständlich, auch zu dieser ersten, wichtigen Mitgliederversammlung gekommen - aber so selbstverständlich ist es eben doch nicht, wenn man Ende der dreißiger Jahre über Fontane promoviert hat, 1991 ebenfalls auf dem Plan zu sein. Wir danken Ihnen herzlich für Ihr Kommen.
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