denden Kunst, mit Briefen nachzuweisen, erscheint nach der Schilderung der Quellenlage durch Roland Berbig 1 allerdings zweifelhaft. Doch bestehen auffällige Übereinstimmungen zwischen Kuglers und Fontanes Haltung zur Bau- und Bildkunst 2 , auch zur Historienmalerei. Paret erwähnt unter anderem einen Appell Kuglers an die Historienmaler, zugunsten der Darstellung der wahren Kräfte der Geschichte auf offizielle Themen zu verzichten. Ähnliche Ansichten enthalten Fontanes Ausstellungsberichte. Das bescheidene historische Genrebild galt ihm mehr als das ungelöste große Historienbild.3 Leider fehlen noch spezielle Forschungen über Kuglers Wirken als Kunsthistoriker und als Kulturpolitiker. Darauf verweist auch Paret. Sein Buch trägt dennoch dazu bei, das Bild Kuglers zu präzisieren. Es verdeutlicht u. a„ wie fließend bei Kugler die Grenze zwischen Liberalismus und Konservatismus in Wahrheit verlief. Das wird eigentlich bei allen genannten Künstlern sichtbar und mahnt zur Vorsicht, bei Versuchen, sie der einen oder anderen politischen Richtung all zu fest zuzuordnen. Selbst Anton von Werner entwickelte sich offenbar nicht zum unerschütterlichen Konservativen, was Paret mit seinem entschiedenen Auftreten gegen den Antisemitismus und mit seinem Engagement für mittellose Kollegen belegt.
Solche Dinge zu wissen, die Toleranzen in der politischen Haltung dieser Künstlerkreise und die Relativität mancher Aussagen zu erkennen, erleichtert das Verständnis dafür, daß Fontane, besonders in sozialen Fragen anders denkend, sich ihnen anschlog und mancher dieser zeitgenössischen Persönlichkeit auch dauerhaft verbunden blieb.
Bei der Auswahl der Kunstwerke, die Paret vorstellt, verfuhr er nach der Devise, daß weniger mehr sein kann. Die von Kugler verfaßte und von Menzel illustrierte Geschichte Friedrichs des Großen (1842), Fontanes Preußenlieder (1846/47), Menzels Gemälde Aufbahrung der Märzgefallenen (1848), Rethels Holzschnittfolge Auch ein Totentanz (1848), Scheffels Ekkehardt (1855), von Werners Gemälde Kaiserproklamation in Versailles (1877) und das Preußen- thema im Romanschaffen Fontanes, das sind zwar nicht die einzigen, aber doch die Werke, um die es im wesentlichen geht. Sie markieren zugleich Schnittpunkte in der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Der Verfasser widmete dem Kugler-Menzelschen Friedrich-Buch ein umfangreiches Kapitel. Er beleuchtet Zusammenhänge zwischen liberalen Zielen vor 1848 und der Wiedererweckung friderizianischer Traditionen. Es lag eine versteckte liberale Kritik an gegenwärtigen preußischen Verhältnissen darin, Friedrich den Gro- ßen als Symbol aufgeklärter Staatskunst zu preisen. Die Menzeischen Illustrationen wertet Peter Paret sowohl im Hinblick auf ihre geschichtliche und politische Aussage und Wirkung als auch unter dem Aspekt ihrer künstlerischen Eigenart und Qualität.
Er spannt den Bogen zu Fontanes Preußenliedern, die er als Teil der Friedrich-Renaissance der vierziger Jahre begreift. Die Interpretationen machen zugleich sichtbar, daß Fontanes Liebe zur Historie auf einem stärker ausgeprägten politischen Bewußtsein basierte als die Kuglers und Menzels.
Menzels Aufbahrung der Märzgefallenen und Rethels Auch ein Totentanz,
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