Heft 
(1991) 52
Seite
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Bildwerke zum Thema der deutschen Revolution 1848, deutet Paret als Sym­bole ihres Scheiterns. Er beschreibt die Reaktion dieser Künstler, ihre Zwei­fel, ihre Enttäuschung, ihre Resignation, widerstand jedoch der Versuchung, damit zu begründen, daß Menzels Gemälde unvollendet blieb. Sich kritisch mit verschiedenen kunstwissenschaftlichen Theorien auseinandersetzend, läßt er die Frage offen und erliegt nicht der Sucht, alles um jeden Preis erklären zu wollen. Da, wo historische und politische Hintergründe jedoch nachweisbar sind, wie bei Rethels Totentanz, geschieht dies eindeutig und gründlich. Ge­stützt auf Bildanalysen und biographisches Materials wird die dieser Bildfolge häufig untergeschobene konterrevolutionäre Motivation widerlegt. Sehr ein­fühlsam zeichnet der Verfasser dabei Rethels Werdegang nach, in dem der Tod als Thema künstlerischer Auseinandersetzung von jeher eine Rolle spielte.

In den Ausführungen zu dem Roman Ekkehardt: Eine Geschichte aus dem zehnten Jahrhundert von Scheffel wird der Wandel des Historismus in der Mittelalterrezeption angesprochen. Der Verfasser erläutert, weshalb das Mit­telaltermotiv nicht mehr, wie vor 1848, den Traum von der deutschen Einheit beschwor, der Geschichtsabschnitt jedoch begeistert und mit Akribie erforscht wurde, ganz im Sinne des nach wissenschaftlich fundierter historischer Treue strebenden Bürgertums. Fontanes Beitrag über Scheffel'4 wurde in die Betrach­tung einbezogen.

Immer wieder wird die künstlerische Aussage dieser Maler und Poeten in die Geschichte eingebunden, wird Übereinstimmendes in ihren liberalen Positionen, aber auch Gegensätzliches ermittelt, bereits im Vorfeld der Revolution im unterschiedlichen Demokratieverständnis erkennbar und verstärkt, als der Li­beralismus in der deutschen Politik seine Chancen verlor. Da zog sich Scheffel z. B. aus dem politischen Leben zurück, stellte sich bei Menzel Gleichgültigkeit in diesen Fragen ein, während Anton von Werner sich der offiziellen Politik anpaßte und Fontane sich zuletzt sozialdemokratischem Denken näherte. Fontanes Haltung zu Preußen und seiner Geschichte, zu Liberalismus und Konservatismus und zur Standesfrage wird im letzten Kapitel des Buches er­örtert. Unter diesem Aspekt befaßt sich Paret vornehmlich mit der Erzählung Schach von Wuthenow und mit den Romanen Vor dem Sturm, Irrungen, Wir­rungen und Der Stechlin.

Das Kapitel klingt mit zwei besonders schönen Abbildungen aus, dem bekann­ten Fontane-Porträt von Max Liebermann und einem Holzstich von Menzel, Schloß Sanssouci, aus dem Kugler-Menzel-Buch. Im Text wird das Gedicht Auf der Treppe von Sanssouci erwähnt, das Fontane 1885 zum 70. Geburtstag Menzels schrieb. Parets Darlegungen überzeugen vor allem durch die sensi­blen Bild- und Textanalysen und Bildvergleiche. So gewinnen die Beschreibun­gen und Deutungen der Menzeischen Holzstiche zur Geschichte Friedrichs des Großen an Prägnanz durch den Vergleich mit den Illustrationen von Horace Vernet zur Geschichte Napoleone s 5. Als ebenso hilfreich erweist es sich, daß di Holzschnittserie Tote ntanz von Hans Holbein d. J. zur Erläuterung der Blätter 154