Heft 
(1991) 52
Seite
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informiert (mit Skizze, S. 28). Begonnen wird mit einer kurzen Beschreibung der geographischen Beschaffenheit des Sees, gefolgt vom Hinweis auf Theo­dor Fontanes Roman und auf eine alte Sage,- dann schließt sich die Wegbe­schreibung mit Zeitangaben, Hinweisen auf lohnende Ausblicke, Rastmöglich­keiten und Naturschönheiten an. Wo es sich anbietet, wird die Geschichte von Baudenkmälern knapp berichtet, so zu Rheinsberg mit seinem Schloßpark oder zum Kloster Chorin (S. 54) und dem Schloß Neuhardenberg (S. 19 - früher Marxwalde) 2 .

Wer Theodor Fontane und seine Wanderungen kennt und die Mark erwandern will, der findet sich mit der handlichen Ausgabe gut im Lande zurecht.

Auf den ersten Blick hat Axel Kahrs' Buch Dichter Reisen kaum etwas mit Theodor Fontane zu tun, zumal der Autor im Kapitel .Mecklenburg' beschei­den zur Seite tritt, wenn er über die .Gegend von Rühstedt, Wilsnack und Quitzöbel' berichtet und feststellt: .Hier beginnt das Reich Theodor Fontanes, dem nicht ins Handwerk gepfuscht werden soll, hier liest man die , Wanderun­gen durch die Mark'... (S. 31). Dennoch gibt es Gründe, das Buch in den .Fontane-Blättern' zu empfehlen.

Ausgehend von den .Verschüttungen und Verstellungen unseres Katastrophen­jahrhunderts mit Zensur, Unterdrückung, Krieg und Teilung' (S. 7), nennt der Autor die Doppelfunktion seines Buches:

- Er will über die Literatur rechts und links der unteren Elbe informieren und .einladen. vor Ort weiterzuwandern, zu forschen, fragen, schauen und le­sen' (S. 7).

Unter diesem Aspekt wird in mehreren Kapiteln auf Werke Theodor Fonta­nes Bezug genommen und aus ihnen zitiert, so bei Tangermünde und Arend- see aus Grete Minde oder aus den Wanderungen.

Er will Aufklärung geben über Auswirkungen der Kulturpolitik der ehe­maligen DDR, in deren Folge Grenzanlagen und deren Auswirkungen tot­geschwiegen wurden und Autoren wie G. Benn, B. Minetti, E. Jünger, J. Bartus, G. Vesper, H. Urban oder P. Hüchel u. v. a. von der »literaturgeo­graphischen Landkarte' getilgt waren.

Mit dieser Doppelfunktion gewinnt das Buch samt seinem reichhaltigen, aktuel­len Fotomaterial einen hohen Informationswert; es bietet neben den land­schaftlichen Reportagen und historischen Studien eine Vielfalt literarischer Kostproben, die den Reichtum literarischer Bezüge dieses Landstrichs bezeu­gen, der einst Grenzland war, dann zwangsweise Grenzgebiet wurde und heute wieder mitten in Deutschland liegt.

Axel Kahrs versteht es, die Landschaft längs der Elbe von Boizenburg bis Tangermünde, also die Altmark und die Prignitz sowie die südwestlichen Teile Mecklenburgs, in ein Verhältnis zu von dort herstammenden oder wir­kenden Persönlichkeiten zu setzen, das an die starke Bindung Theodor Fon­tanes an seine märkische Heimat, deren Geschichte und Menschen erinnert. Es ist schon erstaunlich, welchen Beziehungsreichtum der Autor für die Altmark,

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