Heft 
(1991) 52
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den »Joseph" , den »Doktor Faustus". Und was uns, den damals jüngeren Ger­manisten im leidgeprüften Nachkriegseuropa viel eher als Wandel und Bruch- Stücke einer großen Konfession erschien, das bewährt und bewahrt nun doch deutsche Schicksale in einer Einheit seit den beiden Weltkriegen, die uner­wartet und wohl auch unvoraussehbar waren. Du warst und bist ihr Zeitgenosse und ein Mitstreiter in Sachen Literatur und Kunst, die dem Fontane-Archiv und der weltweiten Fontane-Renaissance wohl bekommen sind.

Wir grüßen und wir ehren Dich mit den besten Wünschen!

Otfried Keiler

Raffaella Sartini, Ancona

Zur Rezeption Fontanes in Italien

Mit der Dissertation von Raffaella Sartini »La Ricezione di Theodor Fontane in Italia" (Universität Macerata 1989) liegt eine Gesamtübersicht von Überset­zungen Fontanes im Zeitraum von 1935 bis 1987 in italienischer Sprache vor. In einem angeschlossenen Materialband hat die Verfasserin alle in Italien erschienenen Kritiken zu diesen Übersetzungen sowie zur Sekundärliteratur zusammengestellt und Vollständigkeit angestrebt, um ein möglichst umfas­sendes Bild der Aufnahme Fontanescher Werke in der italienischen Öffentlich­keit zu geben.

Die Übersetzungen beginnen 1935 mit L'Adulteza, werden fortgesetzt mit Irrun­gen, Wirrungen, Effi Briest, Grete Minde. Schach von Wuthenow, Stine, Un­wiederbringlich, dem Stechlin, den Poggenpuhls und schließlich mit Frau Jenny Treibel (1987). An der Spitze stehen fünf verschiedene Übersetzungen von Effi Briest mit insgesamt zehn Ausgaben, während Irrungen, Wirrungen und Schach von Wuthenow je zweimal übersetzt wurden und in jeweils vier Aus­gaben erschienen sind.

Auf eine Anfrage der Redaktion bringt die Verfasserin zum Ausdruck, daß das Interesse der Übersetzer und Kritiker an Fontanes epischem Werk bis zur Gegenwart andauere und in letzter Zeit sogar eine ansteigende Tendenz zeige, was sich in der besonderen Auseinandersetzung mit ­ Effi Briest, Unwieder bringlich, Irrungen, Wirrungen und mit Schach von Wuthenow äußert.

Die italienische Kritik beschäftigt sich vor allem mit Fontanes Verhältnis zu Preußen, mit dem tragischen Scheitern seiner weiblichen Romanfiguren, mit der Problematik des Ehebruchs und auch mit den künstlerischen Darstellungs- mitteln Fontanes, wobei die Dialogkunst besonders hervorgehoben werde. Fon­tane habe gegenüber der Mésalliance, der Ehe zwischen zwei Menschen aus unterschiedlichen Ständen, eine kritische Einstellung und gestalte häufig ein zum Scheitern verurteiltes Ausbrechen aus der gesellschaftlichen Konvention,

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