Heft 
(1992) 53
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Brief I entspricht der Beschreibung des oben erwähnten Briefes, den Emilie am 17. Nov. 1870 erhielt und in welchem der Kardinal "einen Mr. Bial, Eskadron­chef, interniert in Wiesbaden, zur Auswechslung vorschlägt". 6

Auf Emilie Fontanes Antwort vom 19. Nov. folgte Brief II mit der Meldung, Fontane sollte auf die Insel Oléron gebracht werden (was dieser seiner Frau schon in seinem Brief vom 7. Nov. aus Rochefort mitgeteilt hatte 7 ), aber daß er inzwischen in aller Wahrscheinlichkeit schon befreit worden sei. Letzteres wür­de auf einen terminus post quem vom 24. November 1870 hinwei­send

Brief III datiert aus der Zeit nach der Freilassung Fontanes, aber ehe der Kardi­nal von seiner Ankunft (am 5. Dez. 1870) in Berlin erfahren hatte.

Brief IV ist offensichtlich eine Antwort auf den Brief des Dankes, mit dem Fontane den Briefwechsel mit dem Kardinal eröffnete. Er datiert aus dem Früh­jahr 1871, denn in dem von Besson veröffentlichten Antwortbrief Fontanes vom 13. März 1871 bedankt sich dieser sowohl für das erwähnte Porträt Mathieus als auch für dessen Hirtenbrief zur heiligen Fastnacht. 9

Darauf antwortete der Kardinal mit Brief V, der zugleich der Brief vom 9. April 1871 ist, worauf Fontane am 31. Mai antwortete, nachdem er wieder aus Frank­reich zurückgekehrt war. 10

Brief I 11

Hochverehrte Frau!

Seine Hochwürden, der Bischof von Vogatopolis (=Agathopolis, d. Hrsg.) hat mir ein Telegramm zugesandt, um mich von der traurigen Lagen Ihres Gemahls in Kenntnis zu setzen, welcher, wegen Anklage von Spionieren, bey dem in der Umgegend von Bestarion (=Besançon, d. Hrsg.) stattgefundenen Gefechte, ver­haftet wurde. 12 Ich habe mich bereits mir diese Sache angelegen sein zu laßen, und es wurde mir vergönnt den Hochwürdigsten Bischof anzukündigen, die Spionenanklage und die äußerste, daraus entstehende Strafe sey beseitigt, der Herr Fontane solle nur, als kriegsgefangen festgehalten, mit in die Residenz von Roche sur Yon, ? ? geschickt werden.

Ich beauftrage meinen Seckre (=Sekretär, d. Hrsg.) dem Herrn Fontane eine Versuch (vermutl. = einen Besuch, d. Hrsg.) in der Festung von Bestanon (=Be- sançon, d. Hrsg.) abzustatten, und ihm wissen zu laßen daß eine unverzügliche Loslaßung unmöglich erlangt werden könne, er habe nur sich mit Vertrauen nach Roche sur Yon zu begeben und ich meinerseits werde ihn der Hochw. Bischoff von Lucon, deßen ? dieser Stadt zugehört, und der mein Freund ist, durch einen Brief empfehlen. Das habe ich wirklich getan, und ihm vorgestellt daß das beste Mittel der Gefangenschaft des Herrn Fontane ein Ende zu ma­chen, wäre eine Auswechslung mit einem anderen Gefangenen zu erwirken, und habe ihm zugleich den Herrn Paul Bial, eine ? Schwadronchef, bezeichnet, dem die Stadt Wiesbaden Zwerggasse 2 als Wohnsitz, angewiesen wurde. 13

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