Heft 
(1992) 53
Seite
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Urgroßvaters veröffentlichte und daß sie 1917 starb. Er schreibt: "Weitere zu­gängliche Spuren haben ihre Ehejahre kaum hinterlassen." 2 Ähnlich äußert sich eine spätere Autorin, Marianne Goch: "Aber mit Fontanes Tod wird die Spur seiner Tochter dünn; Mete verschwindet gleichsam." 3

Hier möchte ich einsetzen. Mein Interesse, mehr noch: meine Anteilnahme wur­de durch Marianne Gochs Mete-Darstellung geweckt, die mich hinführte zu den Literaturhistorikern Rosen und Reuter und zu deren Kontroverse über Metes Tod. Ich begann, die gedruckten Briefe zu lesen, die Mete, ihr Vater und Freunde der Familie geschrieben hatten. Und ich begann dem nachzuspüren, was von Metes Jahren in Waren noch zu finden war. Es war nicht viel. Doch für eine Einheimische kam im Laufe der Jahre doch einiges zusammen: Kenntnis der Grundstücke, Aussagen von Fast-Zeitzeugen, Einblick in Stadtakten, Kirchenre­gister, Adreßbücher, die mir freundlich zugänglich gemacht wurden. Das Fonta­ne-Archiv in Potsdam hat mich unterstützt durch Übersendung von Kopien und durch die Erlaubnis, sie zu veröffentlichen, ebenso die Landesbibliothek in Schwerin, die Kreisbibliothek in Waren durch ihre Fernleihe. Mein Bruder in Hamburg hat mir Literatur zugänglich gemacht, die hier (vor der Wende!) nicht erreichbar war, und hat mich durch sein stetes Interesse ermutigt, ebenso Frau Heide Streiter-Buscher in Bonn. Allen möchte ich an dieser Stelle danken! Ganz besonderen Dank aber schulde ich Professor Rosen, dessen "Einleitung" für mein Metebild die Grundlage legte. So entstand, aus bruchstückhaften Informa­tionen zusammengefügt, ein Mosaik von Mete Fontanes Leben in Waren und von ihrem Tod.

Einige Unrichtigkeiten, die sich durch die ganze Fontaneliteratur hindurchzie­hen, habe ich berichtigen können: "Villa Meta" war nicht das Haus, das Fritschs kauften. 4 Sie zogen nach Waren schon vor dem Tod der Mutter. Fritschs bewohnten das Warener Grundstück zunächst nur als Sommersitz. In meiner Darstellung wird das deutlich werden.

Sommerfrische 1896

Stärker noch als der Dichter Theodor Fontane ist seine Tochter Martha mit Waren an der Müritz verbunden. Freilich hat sie nicht unter ihrem berühmten Mädchennamen hier gelebt. Sie hieß Frau Fritsch - nach der Sitte ihrer Zeit mit dem Titel ihres Mannes "Frau Professor Fritsch". Nicht nur für einige kurze Urlaubswochen war sie hier - sie hat die letzten fünfzehn Jahre ihres Lebens in Waren verbracht. Und hier ist Martha Fontane auch gestorben, auf dem Warener Friedhof liegt sie begraben, sie und ihr Mann.

Mete Fontane hatte Waren schon einige Jahre vor ihrer Verheiratung kennenge- lemt. Als der Dichter seine Sommerfrische in Waren nahm, im Jahr 1896, schon ein alter berühmter Herr, da war er "mit Mann und Maus" an die Müritz ge­reist. Seine Frau Emilie, immer untemehmungs- und reiselustig, war mitgekom­men. Das langjährige Dienstmädchen Anna war unentbehrlich. Und Martha, seine Mete, kam einige Tage später auch dazu - sie war vorher bei guten Freun­den in Warnemünde gewesen. Aus den Briefen, die Fontane aus den Warener Tagen an seine Freunde schrieb, kennt in Waren jeder die Sätze, mit denen er die Stadt lobt. Wenn man sie liest, fragt man sich schmunzelnd: Ist es echte Begeiste-

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