Heft 
(1992) 53
Seite
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EIN KAPITEL FAMILIENGESCHICHTE

Wir freuen uns, den Lesern der Fontane-Blätter wiederum einen Beitrag aus der Feder eines Liebhabers des Schriftstellers Theodor Fontane, seines Werkes und seines Familien- und Freundeskreises vorstellen zu können.

Frau Elisabeth Brügmann (Jg. 1911), nach dem Studium der Germanistik und Theologie im mecklenburgischen Schuldienst tätig, verlor während des Krieges ihren Gatten und widmete sich nach 1945 als Katechetin und Kreiskatechetin dem Dienst der evangelischen Kirche. Die Beschäftigung mit regionaler Kir­chen- und Heimatgeschichte führte zu verschiedenen Publikationen. Ihr Bestre­ben, Bewahrenswertes für die Gegenwart zu erschließen und für die Zukunft zu überliefern, führte sie in ihrer Heimatstadt Waren zur fast verwischten Lebens­spur der einzigen Tochter Fontanes, zu Metes Lebensschicksal. Angeregt durch wenig bekannte oder auch z. T. noch unveröffentliche Dokumente sowie durch Marianne Gochs 1988 publizierte Studie über Mete Fontane entstand durch jah­relange Recherchen die nachfolgende Arbeit.

Red.

Elisabeth Brügmann, Waren

Mete Fontane in Waren - ihr Leben und ihr Tod

Vorbemerkung

Dampfer Fontane - Motorboot Fontane - Fontanebuchhandlung - Fontane-Apo­theke - Fontanestraße. Alles im mecklenburgischen Waren. Warum? Der Dichter Theodor Fontane hat hier seinen Urlaub verlebt, einen einzigen Sommer, fünf Wochen, 1896, drüben in der Fontanestraße, die früher Villenstraße hieß. Viel länger hat seine Tochter dort gewohnt. Aber wer weiß das noch! In Waren kaum jemand. Auch ich wußte es vor einigen Jahren nicht, obgleich ich in der Vil­lenstraße aufgewachsen bin; täglich ging mein Schulweg an Martha Fontanes Grundstück vorbei. Aber da war sie schon zehn Jahre tot. Auch in der Fontane­literatur wußte man lange Zeit kaum etwas von ihr. Immer stand sie im Schatten des berühmten Vaters. Endlich, in den siebziger Jahren, schrieb Edgar R. Rosen als Einleitung zu einer Briefausgabe die erste Martha-Fontane-Biographie. 1 Aber er führte sie nur bis zu Marthas 38. Lebensjahr. Da starb ihr Vater, und damit endeten auch die Nachrichten über die Tochter. Denn über sie erfuhr man ei­gentlich nur durch die Briefe des Vaters. Mete nannte er sie, und sie stand ihm in Geist und Herz besonders nahe. Professor Rosen bedauert, daß der Abschluß einer Lebensdarstellung Metes von vornherein an Theodor Fontanes Todestag gebunden sei und daß er deshalb seine Aufgabe, das Wesen und den Lebensweg der Fontanetochter zu erhellen, nur bis 1898, dem Todesjahr des Dichters, durch­führen konnte. Über die Jahre danach kann er nur berichten, daß Mete sich mit dem Architekten Karl Emil Otto Fritsch verheiratete, daß das Ehepaar seinen Wohnsitz in Waren an der Müritz nahm, daß Mete 1904 die Erinnerungen ihres

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