Heft 
(1992) 53
Seite
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Textkenntnis nicht verstehbar; aber es bietet eine gute Basis für das Erfassen und Verstehen der Bildungsproblematik im Roman. Das ist wichtig, weil damit von den zeitgenössischen Auffassungen Fontanes und seiner Figuren zur Bildung leichter eine Verbindung zu gegenwärtigen und eigenen Auffassungen der Schüler gezogen werden kann.

Die Lesbarkeit der Lesehilfe, deren 2. Auflage 1990 erschienen ist, wird durch Knappheit und Überschaubarkeit der Kapitel erhöht; Marginalien erleichtern das Erfassen ihres Aufbaus und das Sichzurechtfinden nach bestimmten Ge­sichtspunkten (Inhalt, Personen, Querverbindungen). Umfängliche Literaturan­gaben, notwendige Wort- und Sacherklärungen sowie einige (nicht sehr ergiebi­ge) schematische Übersichten ergänzen das Buch in seinem handlichen Format. Was man evtl, vermißt, findet sich in der Edition "Theodor Fontane 'Frau Jenny Treibel' mit Materialien", z.B. eine praktische Zeittafel zu Leben und Werk so­wie Selbstzeugnisse Fontanes. Der Verlag sieht offensichtlich beide Ausgaben im Zusammenhang.

Anmerkungen

1 Stefan Wolters: Lektürehilfen ­ Frau Jenny Treibei. Stuttgart: Ernst Klett Verlag für Wis sen und Bildung 1989. S. 5.

2 Walter Müller-Seidel: Theodor Fontane. Soziale Romankunst in Deutschland. Stutt­gart: J. B. Metzler 1975, S. 285ff.

Susanne Konrad: Die Unerreichbarkeit von Erfüllung in Theodor Fontanes Irrungen, Wirrungen und L'Adultera. Strukturwandel in der Darstellung und Deutung intersubjektiver Muster. - Frankfurt/M.: Peter Lang 1991.186 S.

(Rez.: Joachim Biener, Leipzig)

Konrad liefert einen Beitrag zur Entwicklung von Fontanes Erzählkunst und in Grenzen auch zu deren Eigenart. Sie konzentriert sich auf L'Adultera als ersten Berliner Roman Fontanes und auf Irrungen, Wirrungen als Werk aus dem reifen Schaffen. Am frühen Roman werden Brüche nachgewiesen, der spätere wird als relativ einheitlich und geschlossen angesehen. Die Brüchigkeit von L'Adultera ergibt sich aus dem Widerspruch von behaupteter und ungenügend gestalteter Liebe, aus dem Nebeneinander von Schicksalshaftigkeit und dadurch reduzier­tem Eigenleben der Gestalten. Die Liebe zwischen Melanie und Rubehn sei vom Autor nicht genügend emotionell gefüllt und nicht befriedigend ästhetisch ge­staltet; (offenbar deshalb wirkte die Verfilmung des Romans 1982 durch das Fernsehen der DDR, im Unterschied zu anderen Fontane-Verfilmungen des Ad­lershofer Fernsehens, merkwürdig statisch und blaß). 1 In Irrungen, Wirrungen ist die Schicksalshaftigkeit menschlich und gesellschaftlich stärker verinnerlicht und daher psychologisch und ästhetisch stringenter gestaltet. Dennoch konstatiert

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