Heft 
(1992) 53
Seite
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ren, zuweilen seitenlang (S. 99 - 112 über das Rhinluch, S. 150 - 156 über Fon­tanes Kindheit in Neuruppin, S. 157 - 162 über die Neuruppiner Bilderbogen, S. 187 - 192 über Liebenberg).

Diese Zitierfreudigkeit im Hinblick auf Fontanes Werke erinnert an einen ande­ren Autor, den Journalisten des Berliner Scherl-Verlags Hanns Bornemann; auch er ließ sich in seinem zweiten Brandenburgbuch "Spuren im Sand - Mark, Men­schen, Schicksale" (Berlin 1938) oft von Theodor Fontane leiten, und schließlich erlag er, als die Rede auf den "Sandpoeten" Schmidt von Werneuchen kam, dem Reiz der Schmidt-Würdigung Fontanes so sehr, daß er sie, nur leicht gekürzt, auf neun Seiten seines Buches wiedergab. Um auf Krockow zurückzukommen, sei angemerkt, daß er aus anderen Büchern ebenfalls ausgiebig zitiert, etwa aus der Lebensbeschreibung von Friedrich August Ludwig von der Marwitz und dem Gästetagebuch in Schloß Wiepersdorf.

Reichlich zwanzig Ziele der Fahrten des Verfassers durch die Mark Branden­burg sind auszumachen, von Lehnin und Chorin am Anfang bis Hohenfinow und Friedersdorf (bei Seelow) am Ende. "Wege in unsere Geschichte" (so der Untertitel) wollte Krockow einschlagen und hat daher durchweg geschichtsträch­tige Orte und Landschaften angesteuert, die ihm immer wieder Gelegenheit zu historischen Rückblicken und Ausblicken geben und darüber hinaus zu gedan- kentiefen Exkursen über Glaubenseifer und Toleranz, Pflicht und Glück, Preu­ßentum, den Jagdeifer der Landesherren, über Träume vom schöneren Leben einst und jetzt und den ganz konkreten Neuanfang nach jahrzehntelanger Ge­waltherrschaft.

In solchen Themenkomplexen hat Krockow die Beschreibungen seiner Fahrten gebündelt. Herausgekommen ist ein anspruchsvolles Werk, das dem Leser viel­fältige, über die Mark Brandenburg hinausreichende historische Zusammenhän­ge vermittelt. Auf diesem Gebiet liegt die Stärke des Autors, der einige Jahre als Professor für Politikwissenschaft an Universitäten wirkte. Seit 1969 ist er als freier Wissenschaftler und Schriftsteller tätig und mit einer ganzen Reihe von Büchern hervorgetreten, darunter eine vielbeachtete Biografie Friedrichs des Großen (1986).

Gegenüber der Geschichte treten andere Themenbereiche wie die Landschaft und die Naturschönheit der Mark deutlich zurück. In dieser Hinsicht hätte den Beschreibungen der Fahrten etwas mehr "Frischluft" gutgetan. Überblickt man die vom Verf. besuchten Orte, so ergibt sich ein eigenartiges, starkes Überge­wicht der nördlichen Hälfte Brandenburgs. Aus der südlichen "Hemisphäre" der Mark sind lediglich Branitz (sehr kurz), Wiepersdorf und Meinsdorf vertre­ten. Wie viele historisch reizvolle Ziele könnte der Autor im Fläming, um Jüter­bog und Luckenwalde, auf dem Teltow, in Beeskow-Storkow und der Nieder­lausitz aufsuchen und in einem zweiten Band behandeln, es wäre zu wünschen!

Das sauber gedruckte und gut ausgestattete Buch enthält etwa vierzig Fotos, von denen der Autor drei Viertel selbst beigesteuert hat. Der Schutzumschlag ist mit der Wiedergabe eines Ölbildes von Walter Leistikow ("Blick auf die Havel", 1900) besonders gelungen: Mit seinem typisch märkischen Motiv bringt er den Leser sofort auf die richtige "Wellenlänge".

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