Helmuth Nürnberger, Hamburg (Hrsg.)
weil ich dann so recht den Versöhnlichen, den Ausgleichenden spielen könnte."
Vier Briefe Theodor Fontanes an Felix Possart
In einem ausführlichen Plauderbrief an seine zu Ostern in Rom weilende Tochter berichtet Fontane unter dem 8. April 1884 auch von der Fertigstellung seines Buches Christian Friedrich Scherenberg und das literarische Berlin von 1840 bis 1860, das Juni/Juli 1884 in der „Vossischen Zeitung" vorabgedruckt wurde und im März 1885 im Verlag von Wilhelm Hertz als Buch erschienen ist. Das Werk war später fertig geworden als geplant (was Frau Emilie moniert hatte), allerdings auch im Umfang weit über den ursprünglichen Plan hinaus gewachsen. „Das vervierfachte Honorar zu empfangen, wird Mama schließlich nicht unwillig sein." Sodann nennt der Autor Namen seiner Informanten:
Auch dieser Aufsatz hat das Gute für mich gehabt, daß er mich mit neuen Menschen in Berührung gebracht hat: mit Frau Lina Duncker (getrennte Frau von Buchhändler Franz Duncker weil dieser 2 Nebenfrauen mit zusammen 5 Kindern hatte) Dr. Ludwig Schwerin, Amtsgerichtsrath Possart und Professor v. Holtzendorff, die mir einen wesentlichen Theil des Stoffes geliefert haben. Solche Bekanntschaften sind immer sehr interessant, weil sie von vornherein auf etwas Nützlichem und Reellem etablirt werden und zu blos Redensartlichem gar keine Zeit ist. 1
Es handelt sich um die einzige Erwähnung Felix Possarts in Fontanes Briefen, soweit sie bekannt sind. Darüber hinaus enthält nur Fontanes Tagebuch Hinweise auf den Kontakt, den er 1884 mit ihm unterhielt. 2 Die Beziehung zu Possart war durchaus zweckbestimmt und fand daher nach Abschluß der Scherenberg-Biographie keine Fortsetzung. Auch in der Biographie selbst nennt Fontane Possart nicht, erwähnt in einer Fußnote zum 12. Kapitel, das „Dr. A. Wid- mann und H. von Orelli (Eine Parallele von Freundeshand)", überschrieben ist, vielmehr namentlich Ludwig Schwerin, dem er sich „wie für die vorstehende Parallele so für das meiste, was ich im 10. und 11. Kapitel über Widmann und Orelli gesagt habe, zu lebhaftem Danke verpflichtet" erklärt. 3
Im Besitz der Deutschen Staatsbibliothek Berlin befinden sich jedoch, derzeit verwahrt in der Biblioteka Jagiellonska, Universytet Jagielloiiski, Krakau, vier bisher ungedruckt gebliebene Briefe Fontanes an Possart. Sie enthalten einige für Fontanes Arbeitsweise bezeichnende Auslassungen, die nicht nur für die Scherenberg-Biographie Geltung haben dürften.
Felix Possart (1837-1928) war Stadtgerichtsrat in Berlin, hatte sich aber Ende der 1870er Jahre wieder der Malerei zugewandt, mit der er sich schon in der Jugend beschäftigt hatte. Als Landschafts- und Architekturmaler behandelte er spanische, marokkanische, palästinensische, auch italienische und schweizerische Motive. Zwar fällt der größte Teil dieser Produktion in die Jahre nach sei-