ner Korrespondenz mit Fontane, doch hat dieser, wie das Tagebuch festhält, im Juni 1884 eine Ausstellung mit Bildern des Malers besucht. Es gab auch gesellschaftliche Kontakte. Felix Possart war ein älterer Bruder des bedeutenden Schauspielers, Regisseurs und Hoftheaterdirektors in München Ernst von Possart (1841-1921), der in Fontanes Theaterkritiken und Briefen wiederholt Erwähnung findet.
Fontanes Briefe an Possart sind anscheinend nicht vollständig erhalten geblieben oder zum Teil zerstreut. Das Tagebuch verzeichnet einen Brief an Possart auch unter dem 31.1.1884. Gegenbriefe sind unter dem 29.1. und dem 16.2.1884 bezeugt, aber nicht erhalten. Fontanes Briefe an Possart werden im folgenden mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Staatsbibliothek erstmals mitgeteilt. Die Wiedergabe erfolgt wort- und buchstabengetreu.
1. Theodor Fontane an Felix Possart
Berlin 26. Januar 84. Potsd. Str. 134. c.
Hochgeehrter Herr Amtsgerichtsrath.
Ein langes Kapitel in einer im Entwurf eben von mir beendeten Scherenberg- Biographie beschäftigt sich mit den Dioskuren Orelli und Widmann, von denen der letztre Freimaurer war. Auf diese seine Eigenschaft hin wandte ich mich an B. v. Lepel und erbat von diesem eine Widmannsche Lebensskizze, was aber nur eine Weiterverweisung an Sie, hochgeehrter Herr, zur Folge hatte. Darf ich ganz ergebenst um ein paar Notizen bitten? Dehnen sich diese zu einem kleinen Artikel, am liebsten zu einer Charakteristik aus, tant mieux, aber wenn das nicht sein kann, werd' ich auch schon dankbar sein die Daten seiner Geburt, seines Erscheinens in Berlin, seiner Verheirathung und seines Todes zu erhalten.
In der Hoffnung in Vorstehendem keine Fehlbitte gethan zu haben, hochgeehrter Herr Amtsgerichtsrath, in vorzüglicher Ergebenheit
Th. Fontane.
Das Schreiben ist im Hanser-Briefverzeichnis unter der Nummer 84/7 aufgeführt. 4 - Laut Fontanes Tagebuch vom 26.1.1884 hat er an diesem Tag einen Brief an Possart gerichtet. - Dioskuren: 'Söhne des Zeus', die Brüder Kastor und Polydeukes hier in Anspielung auf die enge Freundschaft, die Widmann und Orelli verband, sowie auf ihre herausgehobene Stellung im „Tunnel". - Am 5.12.1883 hatte Fontane Lepel mitgeteilt, er habe in den vorangegangenen Wochen dessen „Namen oft niedergeschrieben; ich arbeite nämlich (endlich) an einem Scherenberg-Aufsatz, der ein kl. Buch wird". Die Bitte um eine „Widmannsche Lebensskizze" und Lepels „Weiterverweisung" Fontanes an Possart findet sich in der überlieferten Korrespondenz nicht, doch sendet Lepel unter dem 19.12.1883 einen „Fragebogen" 5 zurück.- Über den Schweizer Privatgelehrten Heinrich von Orelli (1815-1880, Tunnelname: Zschokke) und den Staatswissenschaftler, Journalisten und Schriftsteller Christian Adolf Friedrich Widmann (1818-1878, Tunnelname: Machiavell) vgl. die Scherenberg- Biographie und Von Zwanzig bis Dreißig.
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