der und Redakteur des seit 1854 dem „Deutschen Kunstblatt" beigefügten „Literaturblattes". Übergroß skizziert, schaut er finster anklagend in die Runde, die folgende Personen zeigt: Links auf dem Sofa, kahlköpfig mit Sophoklesschädel, Franz Kugler, neben ihm, adrett und gepflegt, Theodor Fontane und im Sessel, amüsiert und souverän, Adolph Menzel. Neben der Frau, die den Kaffee bringt, steht Bernhard von Lepel, der sich - ein ihn wohl charakterisierender Umstand - an der Petroleumlampe die Zigarre anzündet. Auf der rechten Bildseite ist, am Schrank lehnend, Karl Bormann zu erkennen, über den es mehr zu sagen gäbe, als bisher mitgeteilt wurde. 2 B leibt der letzte in der Runde: Wilhelm von Merckel. 3 Der Schöpfer der Szenerie hat ihn in der Haltung eines aufmerksamen Zuhörers gezeichnet, der vornehm seine Zigarre nur mit den Fingerspitzen hält und ganz bei der Sache ist. Was nun diese Sache selbst war, kann nur vermutet werden. Wahrscheinlich ging es um die Beiträge für das „Literaturblatt", die in der Regel streng von Eggers eingefordert und dann bis zur Publikation nicht selten auf die lange Bank geschoben wurden. Jedenfalls erscheint Eggers, dessen endlose Kämpfe um die Existenz des „Literaturblattes" die Freunde zu schierer Verzweiflung trieb, in der Pose des Richters oder Gewaltigen, der Gerichtstag hält.
Möglicherweise spielte die Szene sich so oder ähnlich bei Kugler ab, wo sich der Kreis häufiger traf. Dann könnte die abgebildete Frau Klara Kugler sein, die Tochter von Julius Hitzig.
Über den Zeichner kann nur gemutmaßt werden. Kugler, Menzel oder Lepel - alle drei zeichneten sicher und treffend. Kugler wird ausscheiden müssen, denn von ihm sind Neigungen zum karikaturistischen Zeichnen nicht überliefert. Also Menzel? Ein Urteil kann nur der Experte fällen. Menzel, das ist gewiß, hat den Kreis nicht nur einmal zeichnerisch fixiert. Von ihm haben viele rasch hingeworfene Skizzen überlebt und ihre Liebhaber gefunden. Natürlich bleibt auch die Möglichkeit, daß die Zeichnung von einem stammt, den das Bild gerade deshalb nicht zeigt - so wie ein Photograph nicht auf seinem Photo zu sehen ist.
Das Original hat die Größe von 23,5 x 17,5. Es befindet sich im Nachlaß der Familie Eggers, den das Rostocker Stadtarchiv aufbewahrt. Für die Genehmigung zur Veröffentlichung ist dieser Einrichtung und besonders der Archivarin, Frau Ingrid Ehlers, die den Nachlaß betreut, zu danken.
Anmerkungen
1 Siehe u.a. Hermann Fricke: Die Ellora und das Rythly. Zwei Seitentriebe des Tunnel über der Spree. In: Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte. 7 (1956). S. 19- 24; ders.: Die „Argonauten" von Berlin. Zur Geschichte eines literarischen Unternehmens. In: Der Bär von Berlin. Jahrbuch für die Geschichte Berlins 1964. S. 27-49;
Roland Berbig: Ascania oder Argo? Zur Geschichte des „Rütli" 1852-1854 und der
Zusammenarbeit von Theodor Fontane und Franz Kugler. In: Theodor Fontane im literarischen Leben seiner Zeit. Beiträge zur Fontane-Konferenz 1986. Berlin 1987. (Beiträge aus der Deutschen Staatsbibliothek; 6). S. 107-133.
132