Heft 
(1992) 54
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sehr langatmigen Unternehmen (seit 1976!) geduldig die Treue gehalten, doch wer Wert auf eine vollständige Ausgabe in gleichem Format legt, kann nun seine 5 alten und vertrauten Bände entsorgen und darf sich alle 7 Bände für DM 230,- neu zulegen, was gerade in der Mark Brandenburg nicht vielen Lesern möglich sein dürfte.

Inwieweit sich die Erweiterung der bisherigen 5 Bände der Wanderungen durch die Mark Brandenburg auf 7 Bände allgemein durchsetzen wird, müssen die nächsten Jahre zeigen.

Theodor Fontane: Ausgewählte Werke in vier Bänden. Hrsg, von T. Fontane (!). - Essen: Phaidon o.J. (1991).

(Rez.: Peter Schaefer, Potsdam)

Muß eine vierbändige Auswahl-Ausgabe längst bekannter Werke Fontanes extra in denFontane-Blättern" besprochen werden? In diesem Falle - ja. Äußerlich sind die vier Dünndruck-Bände ansprechend zurückhaltend und gediegen gestaltet. Der einen verblüffenden Namen tragende Herausgeber prä­sentiert (nicht ganz streng chronologisch) fast das gesamte Romanwerk, es feh­len nur Ellernklipp, Quitt und Graf Petöfy. Eine Textgrundlage wird nicht ange­geben. Drucktypen und Satzspiegel verraten aber, daß es sich hier um einen (als solchen nicht bezeichneten) fotomechanischen Nachdruck der Fontane- Ausgabe des Münchner Carl Hanser Verlages handelt, allerdings ohne Anmer­kungsapparat. Stutzig wird man aber, wenn Mathilde Möhring immer noch im alten Kleid vor den Leser tritt - seit 1969 ist dieser nachgelassene Text endlich in einer philologisch zu verantwortenden Weise zugänglich, also ohne Bereini­gungen und Veränderungen bis hin zum Wegfall der Kapitelnumerierung. Diese als zuverlässig anzusehende Edition des Aufbau-Verlages war in den letzten Jahren sowohl für die Hanser-Ausgabe als auch für viele Taschenbuch- und andere Leseausgaben die Editionsgrundlage, nicht so jedoch bei der vor­liegenden Ausgabe. Hier hat man einfach ungeprüft die erste Auflage von Hanser (1963) verwendet. EineBilder und Balladen" genannte Abteilung bringt dann (mit anderen Drucktypen) auf knapp 200 Seiten Fontanes bekann­teste Balladen, worauf (wiederum mit anderer Type) ein kleiner Anhang folgt. Leider hat sich der Herausgeber nicht entschließen können, selbst etwas zu Theodor Fontane - Leben und Werk" zu Papier zu bringen. Erstaunt liest man auf viereinhalb Seiten, daß man Fontanes Schaffengrob in drei Perioden ein­teilen" könne. So sei er um 1860 der große Balladendichter und um 1870 der Wanderer gewesen, worauf er schließlich ab 1880 zum großen Romanschrift­steller herangereift sei. Diese Periodisierung ist so grob, daß man selbst ähnlich reagieren möchte. Außerdem kann man erfahren, daß Der Stechlin erst nach Fontanes Tod erschienen sei (was nur auf die Buchausgabe, nicht aber auf den weit verbreiteten Vorabdruck zutrifft), und dieser Stechlin sei zwar ein Roman,

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