siert und ausdrücklich zu Rollo in Beziehung gesetzt, der damit den Status einer durchgehenden Hauptfigur erhält. Vor allem aber tritt Rollo auch in der Schlußszene des Romans auf... noch im allerletzten Satz von Effi Briest läßt ihn der Autor auf seine Weise mitreden", (S. 57). In Rollo gelangt der Neufundländer bei Fontane zu voller ideell-ästhetischer epischer Eigenexistenz, nicht zuletzt durch die reiche realistisch-symbolische Ausprägung des menschlichgesellschaftlichen Bezuges bei der Darstellung der Kreatur. Der direkte Erzählerkommentar wird vollends überflüssig.
So ist die in den Jahren 1987 bis 1991 entstandene Studie insgesamt eine exakt und zugleich feinfühlig erarbeitete Veröffentlichung, die vom Nebenaspekt aus ins Werkinnere vorstößt und zur Erhellung der Feinstruktur der Texte beiträgt. Darüber hinaus werden Aufschlüsse zur Eigenart und zur Entwicklung des Schriftstellers Fontane vermittelt.
Winfried Jung: Bildergespräche. Zur Funktion von Kunst und Kultur in Theodor Fontanes „L'Adultera". Stuttgart: M & P, Verlag für Wissenschaft und Forschung 1991 (zugl. Diss. Münster 1990). 278 S.
(Rez.: Bettina Plett, Köln)
Bereits Robert von Leslie-Gordon ist daran interessiert, dem „Roman", den er hinter Céciles Geschichte vermutet, auf die Spur zu kommen. Diese Anregung haben Interpreten Fontanescher Romane aufgegriffen, indem sie die Fragestellung auf den Autor und sein Erzählverfahren übertrugen, um so den Texten „hinter" den Romanen auf die Spur zu kommen. Nachdem die Bedeutung literarischer Anspielungen und Präfigurationen für die Erzählkunst Fontanes aufgezeigt wurde, ist es nur folgerichtig, nun auch nach dem Anspielungscharakter von Werken der bildenden Kunst, vor allem Gemälden, die in Fontanes Romanen genannt, beschrieben und besprochen werden, zu fragen. Am Beispiel des offensichtlich weder bei den Interpreten noch den Lesern sonderlich beliebten Romans L'Adultera unternimmt es Winfried Jung, die Implikationen der epischen Integration von Bildern zu untersuchen. Schon der Titel verweist ja bekanntlich auf das Gemälde Tintorettos, das im Roman eine prominente und vieldiskutierte Rolle spielt. Doch ist diese vordergründig richtige Feststellung zu differenzieren: Es ist weniger das Gemälde an sich, das hier im Mittelpunkt des Erzähler- und Leserinteresses steht, sondern die Weise, wie die Figuren damit umgehen, ihre Art, es zu betrachten, zu interpretieren und somit auf sich und ihre Lebenssituation zu beziehen. Entsprechend kann dem Verf. auch der Bild-Begriff im engeren Sinne nicht mehr für seine Überlegungen genügen, ist doch die „pictura" nur der Ausgangspunkt, die „imago", die „effigies und schließlich das „simulacrum" der eigentliche Gegenstand, da die Frage nach dem „Verhältnis von Ich, Wirklichkeit und Kunst in Fontanes Gesellschaftsro- 153