Hubert Ohl (Münster) hielt den Vortrag „Der Künstler Fontane - Zwischen Tradition und Moderne" mit besonderer Berücksichtigung von Unwiederbringlich. Frau Susan Sire (Glasgow) referierte vergleichend über Effi Briest und Ford Madox Fords Roman The Good Soldier. Frau Dr. Renate Böschenstein (Genf) wählte als Thema „Das Rätsel der Corinna in komparatistischer Beleuchtung: Überlegungen zu Fontanes Frau Jenny Treibei, Madame de Staels Corinne und Alexander Kiellands Garman und Worse". Im Zentrum des Nachmittagsprogramms standen Fontanes Werke in englischer Übersetzung. Herr Dr. Derek Glass gab einen aufschlußreichen Überblick über die Übersetzungsgeschichte von dem Gedicht „Treu-Lischen" (1865) an bis hin zu Unterm Birnbaum (1992), einer ausgezeichneten neuen Übersetzung, die ihren Verleger immer noch sucht. Herr R.J. Hollingdale berichtete mit Humor und Tiefsinn über seine Arbeit als Übersetzer von Vor dem Sturm, und mit einer kritischen Analyse von Douglas Parmees Effi Briest-Übersetzung leitete Dr. Helen Chambers den Translation Workshop ein, wobei die Teilnehmer sich in Gruppen verteilten, um Auszüge aus Fontanes Romanen in verschiedenen englischsprachigen Versionen intensiv und lebhaft zu diskutieren. Ihr Augenmerk galt zuerst drei sehr auseinandergehenden englischen Fassungen von der ersten Seite von Irrungen, Wirrungen, und dann ebenfalls der ersten Seite von Der Stechlin in der Übersetzung von William Zwiebel, der seine noch in Vorbereitung stehende Arbeit den Symposiumsteilnehmern freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte. Eine Publikation ist geplant, in der nicht nur möglichst alle Referate veröffentlicht werden sollen, sondern auch ein Bericht über den Translation Workshop mit weiteren Kommentaren zu anderen Textauszügen aus dem Romanwerk, in denen Übersetzungsprobleme nicht nur bei Fontanes Ortsbeschreibungen, sondern auch bei Gesprächen, Briefen und rhythmisch auffallenden Stellen untersucht werden sollen. Das Symposium wurde vom Goethe-Institut, London, und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst großzügig unterstützt.
Brief an die Redaktion
Bolko Stegemann, Krefeld
Kritische Anmerkungen zu dem Beitrag
„Die Beziehungen Theodor Fontanes zu seinem Jugendfreund Wilhelm Gentz" von Irina Rockel, Neuruppin, in Fontane-Blätter, Heft 50/1990, S. 5 ff.
War Wilhelm Gentz wirklich ein Jugendfreund des Th. Fontane? Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, er war es nicht. Da wäre zunächst anzumerken, daß 1990 nicht des 100. Geburtstages des Wilhelm Gentz gedacht wurde, sondern des 100. Todestages.
Theodor Fontane und Wilhelm Gentz wurden „Wand an Wand", wie Fontane es ausdrückt, in direkt benachbarten Häusern der Hauptstraße Neuruppins geboren; Theodor Fontane am 30.12.1819 und Wilhelm Gentz am 9.12.1822. Im Juli 1826 verkaufte Fontanes Vater die Löwenapotheke, das Haus, in dem Theodor 160