geboren war und zog mit der Familie, wie bekannt, in die weiter entfernt gelegene Wohnung am Rheinsberger Tore. Zu der Zeit war Theodor 61/2 Jahre alt und Wilhelm 3 1/2 Jahre. Wilhelms Bruder Alexander war gerade ein Baby von drei Monaten. Ein Jahr später zog die Familie Fontane aus Neuruppin ganz weg nach Swinemünde. Die Brüder Gentz wuchsen also nicht „in unmittelbarer Nachbarschaft von Theodor Fontane auf", wie im Artikel behauptet wird. Ein Sechsjähriger freundet sich nicht mit einem Dreijährigen so an, daß „die Kontakte zwischen den Gentzens und Fontane nie abbrachen". Das wäre wohl eine zu einfache Erklärung für die Beziehungen Theodor Fontanes zu Wilhelm Gentz. Ganz natürlich brachen die Kontakte 1827 ab. Es gibt auch folglich keinerlei Hinweise dafür, weder in Gentzens noch in Fontanes Autobiographien, daß die beiden sich bereits während der Kinderzeit nachhaltig angefreundet hätten.
Th. Fontane und Wilhelm Gentz begegneten sich erst wieder als erwachsene Charaktere. Beide hatten auf ihre Weise Bedeutung erlangt, begegneten sich eher zufällig wieder und hielten nun aber an der Beziehung fest, weil sie für beide bedeutungsvoll war. Wilhelm Gentz hatte seine erste große Ägypten/Nubien-Reise hinter sich, darüber 1853 seine „Briefe aus Ägypten und Nubien" veröffentlicht, mit seinen Gemälden - besonders hervorzuheben „Der Sklavenmarkt" 1852 - Anerkennung gefunden, war von seinen hauptsächlich Pariser Studienjahren in die Heimat zurückgekehrt und hielt sich 1859 in Neuruppin bei seinem Vater und seinem Bruder auf. Kurz zuvor hatte der Vater Gentz seine Unternehmung und sein städtisches Wohnhaus an Alexander übergeben, um sich im Tempelgarten zur Ruhe zu setzen. Das war die Gelegenheit für Wilhelm, seinen Vater zu portraitieren (pinxit 1859), sich an der Ausschmückung sowohl des Tempelgartens als auch des Stadthauses künstlerisch nach seinen Fähigkeiten zu beteiligen. In diese Zeit ist auch die Wandmalerei, die später mühevoll ins heutige Kreishaus übertragen wurde, zu datieren.
In diesem Jahre 1859 machte Theodor Fontane von Berlin aus im Juli mit seinem Freunde Lepel seine erste „Märkische Wanderung". Sie führt ihn in die Neuruppiner Gegend und auch zu Gentzens. Dort sind sich Theodor Fontane und Wilhelm Gentz, beide bereits in ihren mittleren Lebensjahren, wieder begegnet. Th. Fontane kannte W. Gentz „Briefe aus Ägypten und Nubien", die 1853 erschienen waren, zu dieser Zeit noch nicht. Das geht aus seinem Brief nach seiner Rückkehr aus Neuruppin nach Berlin an Lischen vom 5. August 1859 hervor: „Ich werde das Büchlein erst in nächster Woche lesen können, dann schreib ich selbst an den Nubier..."
Fontane und W. Gentz waren, genauer betrachtet, nicht Jugendfreunde, sondern Menschen, die sich wegen ihrer Leistungen gegenseitig schätzten. Fontane drückt das über W. Gentz so aus: (Er, d. Verf.) „gehört zu den nicht vielen, an denen man sich ermutigen darf, und wenn ich im Streit mit den Verurteilern unserer Zeit aufgefordert werde, Namen zu nennen und den Beweis zu führen für meine günstigere Meinung, so nenne ich auch Wilhelm Gentz und ich freue mich der Landsmannschaft und daß ich Wand an Wand mit ihm geboren wurde."
Nun zu weiteren Punkten des Artikels: Im fünften Absatz wird da behauptet, Wilhelm Gentz: habe sich frühzeitig mit „Geschichte der Kunst des Altertums" von J.J. Winkelmann beschäftigt. Als Quellennachweis dafür wird unter „1" angegeben „vgl. W. Gentz Briefebuch 1864-1867. Handschriftliches Manuskript, 161