Über Fontanes Kriegsberichterstattung 1870/1871 in Frankreich hebt er hervor: „Fontane unternahm es als einziger deutscher Schriftsteller von Rang in seinen autobiographischen Werken - Kriegsgefangen, Aus den Tagen der Occupation - und in seinem großangelegten Geschichtsbuch über den siebziger Krieg ein höchst lebendiges Frankreich-Bild zu zeichnen, das beiden Teilen Gerechtigkeit zukommen läßt." 10 Und diese Gerechtigkeit läßt Pierre-Paul Sagave in seinen historischen Darstellungen der oft miteinander rivalisierenden beiden Metropolen auch Berlin und Paris zukommen; er appelliert an ihre Gemeinsamkeit vor den Gegensätzen. Wir meinen daher, daß Professor Sagave ganz im Sinne Fontanes gehandelt hat, wenn er lange Jahre hindurch - und das auch in der Zeit des kalten Krieges - seine Freundschaften in gleicher Weise in beiden Teilen Berlins gepflegt hat und stets für ein ungeteiltes Berlin eingetreten ist. - Ich erinnere mich an seinen sehr beeindruckenden Vortrag auf dem Deutschen Hugenottentag im April 1992 in der Berliner Hugenottenkirche zum Thema „Toleranz". - Seit Ende der 70er Jahre wirkt Piere-Paul Sagave als korrespondierendes Mitglied der Historischen Kommission zu Berlin mit Sitz in Westberlin, und seit Jahrzehnten fühlt er sich eng mit dem Fontane-Archiv in Potsdam und mit der Staatsbibliothek Unter den Linden verbunden. Wir erinnern uns ferner gerne seiner engen und langjährigen Freundschaft mit Joachim Schobeß. 11
Seinen Dank gegenüber den Mitarbeitern der Staatsbibliothek für jahrelange Unterstützung seiner historischen Forschungen durch Bereitstellung umfangreicher Zeitungsbestände hat er wiederholt zum Ausdruck gebracht, so auch in der Betriebszeitschrift der Bibliothek, „Das Stichwort". 10 Im Berliner Jubiläumsjahr 1987 sprach er im Mai in der Staatsbibliothek auf einem Kolloquium über das Thema „Berlin 1848. Revolution und Repression". 13 Anschließend reiste der gebürtige Berliner mit einer Berlin-Vortragsreihe durch die französischen Universitätsstädte Paris, Lyon, Nancy, Straßburg, Marseille, Bordeaux, Toulouse und auch einige Mittelstädte und referierte vor einem sehr interessierten französischen Publikum über die Baugeschichte seiner Vaterstadt. Er hat über diese Vortragsreise selbst in humorvoller Weise im „Stichwort" berichtet. 14
Wir gratulieren Professor Pierre-Paul Sagave nachträglich von Herzen und wünschen ihm weiter beste Gesundheit und die bisherige Arbeitsunermüdlichkeit und Kreativität. Wir danken ihm ebenso herzlich für seine Freundschaft und Treue. Eines seiner größten Erlebnisse war nach seinen eigenen Worten, als er 1992 im wiedervereinigten Berlin zum ersten Mal mit einer Gastvorlesung vor Studenten der Berliner Humboldt-Universität auftreten konnte. 15 Wir wünschen ihm noch viele dieser Vorlesungen und freuen uns mit ihm darauf.
Anmerkungen
1 Schobeß, Joachim u. Otfried Keiler: Professor Pierre-Paul Sagave zum 75. Geburtstag. - In: Fontane-Blätter, Band 6(1987) Heft 6, S. 601-602.
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