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Friedhilde Krause, Berlin
Professor Pierre-Paul Sagave zum 80. Geburtstag
Als der 3. Januar 1993 heranrückte, stritten sich zwei langjährige Berliner Freunde von Professor Pierre-Paul Sagave um die Bedeutung dieses Datums. Der eine meinte, Professor Sagave könne unmöglich schon 80 Jahre alt werden, der andere wollte den Geburtstag erst in den August des gleichen Jahres verlegt wissen. Ein Blick in die Fontane-Blätter des Jahres 1987 1 überzeugte beide, daß der 3. Januar 1993 tatsächlich seinen 80. Geburtstag bedeutete.
Drei großen deutschen Schriftstellern gilt seit fast 40 Jahren das besondere Augenmerk des Literaturwissenschaftlers Sagave: Wolfgang von Goethe, Thomas Mann und Theodor Fontane. Er begann mit der Erforschung ihrer Gesellschaftsromane 2 und kehrte mit unterschiedlichen Themen immer wieder zu ihnen zurück. Ich erinnere mich beispielsweise an seinen Vortrag über Goethes «Italienische Reise" vor der Goethe-Gesellschaft in der Berliner Stadtbibliothek. Besonders wesensnah ist dem gebürtigen Berliner und Hugenotten Sagave das Werk und die Persönlichkeit Theodor Fontanes. Seit 1959 veröffentlichte er Untersuchungen über dessen Romane, 3 wobei ihn besonders die Erzählung Schach von Wuthenow mit ihrem politischen Hintergrund beschäftigte.4 Er brachte als erster Germanist die Fontane-Forschung in Frankreich in Gang und förderte an der Universität Paris die Arbeiten zahlreicher Doktoranden, die er seit Mitte der 60er Jahre zum Fontane-Archiv nach Potsdam schickte. 5 Auch in bedeutenden Monographien zur historischen Topographie der beiden Metropolen Berlin und Paris 6 spielt Fontane natürlich eine Rolle. Möglicherweise hat Letzterer durch seinen Vergleich zwischen diesen beiden Städten den Gelehrten zu seinen Untersuchungen angeregt. (Seit 1968 besteht an der Universität in Paris ein Forschungszentrum für die Geschichte Berlins.) Fontane schrieb am 19. Oktober 1856 aus Paris an seinen Vater, Paris mit Berlin konfrontierend. »Die Boulevards mit ihrem Lichtermeer und der dicht gedrängten Menschenmasse geben ein täuschend ähnliches Bild von unseren Linden, wenn Königs Geburtstag ist und Illumination und Feuerwerk. Was wir alle Jahre an Licht und Menschen mal z usammensehen, das sieht man hier alle Tage; außerdem sind die Boulevards viermal so lung als unsere Linden."7
fch erinnere mich an einen Vortrag von Professor Sagave 1987 im Französi- sd chen Kulturzentrum Unter den Linden über die Analogie der Berliner un Pariser Stadtplanung Mitte des vorigen Jahrhunderts. Während er 1971 in sei- ner Darstellung „1871. Berlin Paris, Reichshauptstadt und Hauptstadt der Welt" auf Fontane an verschiedenen Stellen eingeht,80 in 8 widmet er i hm 19 seiner Untersuchung „Berlin und Frankreich 1685 bis 1871" ein ganzes Kapitel.