Heft 
(1993) 56
Seite
107
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durchaus der Relativierung bedurft hätte. Wenig nämlich wird z.B. gesagt von dem selbstbewußten Schriftsteller, der sich seiner Bedeutung und seiner her­ausgehobenen Stellung in der literarischen Gesellschaft seiner Zeit durchaus sicher war. Auch ist die Art der Präsentation zuweilen etwas sprunghaft; dann bleibt es dem Leser überlassen, die Verbindung zwischen den einzelnen Mosaiksteinen" zu schaffen. Als feuilletonistisch geschriebener Einstieg ver­standen, vermag das amüsant zu lesende Buch aber durchaus Anregungen zur weiteren und intensiveren Beschäftigung mit Fontane zu geben.

Theodor Storm. Ein Lesebuch für unsere Zeit.

Hrsg. v. Peter Goldammer (Weimar). - Berlin: Aufbau Taschenbuch-Verlag 1992. 478 S.

(Rez.: Walter Zimorski, Oberhausen)

Das von Peter Goldammer zusammengestellte Storm-Lesebuch präsentiert dem Lesepublikum eine umfang- und abwechslungsreiche Auswahl von Gedichten, Märchen, Briefen und weniger bekannten, gleichwohl interessanten und unterhaltsamen Erzählungen und Novellen Theodor Storms. Der leitende Grundsatz dieses auf vielfältige Weise anregenden Lesebuches, exemplarische Texte im ungewohnten Kontext zu präsentieren, bietet einen nicht zu unter­schätzenden Vorteil: Die Textauswahl - in vier übersichtliche Kapitel aufgeteilt und mit acht Abbildungen illustriert - kann bislang wenig bekannte Akzente setzen, zum intensivierten Nachdenken über erste oder erinnerte Leseein­drücke anregen, aber auch zum Überdenken verfestigter Erklärungskonventio­nen auffordern.

Die mit diesem Lesebuch beabsichtigte Betrachtungsweise ermöglicht es dem Leser, sich den ausgewählten Schriften Theodor Storms mit konzentriertem Blick und zugleich aus erweiterter Perspektive zu nähern: Es soll Einblicke und Einsichten ermöglichen und zum Weiterlesen von auszugsweise dargestellten Erzähltexten motivieren. Ansätze zum Kennenlernen dargebotener Storm-Texte und zur Charakterisierung des Menschen Theodor Storm bietet die Wechsel­wirkung von Längs- und Querschnitten Stormscher Schriften aus vielen Lebensabschnitten und aus den verschiedensten Lebensbereichen. Die Aus­wahl stellt vorzugsweise solche Texte in den Vordergrund des Leserinteresses, die für Storm in der jeweiligen Lebens- und Schaffensphase bedeutsam waren, so daß Wechsel und Beständigkeit von Storms Lebenswelten und Dichtkunst zum Vorschein kommen: Konfliktreiche Lebens-, Ehe- und Familiengeschich­ten, die Storm in symbolischen Einzelfällen dramatisch erzählt, zeugen von der Gefährdung und Zerstörung menschlicher Beziehungen.

Das vorliegende Lesebuch kann gerade auch dem jüngeren Leser, der Storm noch nicht kennt, oder dem Leser, der ihn aus einem verengten Blickwinkel