fährt Nürnberger im Sinne des beruflichen Schriftstellers fort: „Er 'spielt' den Versöhnlichen, es ist eine Rolle; das Verfahren zielt darauf ab, die 'Wahrheit' unter die Leute zu bringen."
„<...> Fontanes Äußerung gegenüber Possart gehört in den Umkreis einer einst heftigen Auslegungsdebatte, die sich an dem mißverständlichen Titel einer 1937 erschienenen Nachlaßsammlung von Familienbriefen entzündete. 'Heiteres Darüberstehen' <...> Es bedarf keiner erneuten Darlegung, daß Fontanes Briefwerk insgesamt keineswegs von einem solchen Geist geprägt ist. <...> Dafür, daß es sich bei der vorgeblichen gelassenen Distanz nicht selten um eine Kunstfigur handelt, die engagierte Teilnahme nur verbirgt, bildet das zitierte Briefbekenntnis ein unauffälliges Zeugnis." 7
Was kann man dazu noch sagen, als daß Mauthners späte Aufzeichnungen Zeugnis dafür bilden, wie wenig er - und so mancher anderer - die Rolle eines wirklichen Dichters verstanden hat und wie sehr egozentrisch er selber über Mensch und Welt zu urteilen gewohnt gewesen ist?
Anmerkungen:
1 Archivnummer V9/1-4, AR-C, folder IV „Tagebücher, Notizbücher".
2 „Erinnerungen des Buddha vom Bodensee." Im Jb. für brandenburgische Landesgeschichte 35/1984, S. 137-161.
3 „Die Briefe Theodor Fontanes an Fritz Mauthner. Ein Beitrag zum literarischen Leben Berlins in den 80er und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts." Fontane-Blätter 1984/2, S. 507-560; 1985/1, S. 7-53.
4 Zwei Post-Stationen. Faksimile der Hs. Hrsg. v. Jochen Meyer. - Marbach/Neckar 1991. 64 S. Vgl. auch Rez. durch Helmuth Nürnberger im Heft 53 der Fontane-Blätter, S. 121-123.
5 Joachim Kühn: „Gescheiterte Sprachkritik. Fritz Mauthners Leben und Werk" (Berlin/New York; 1975). Walter Eschenbacher: „Fritz Mauthner und die deutsche Literatur um 1900". Eine Untersuchung zur Sprachkrise der Jahrhundertwende (Bern; 1977).
6 „'.. weil ich dann so recht den Versöhnlichen, den Ausgleichenden spielen könnte . Vier Briefe Theodor Fontanes an Felix Possart'', S. 8-17.
7 Ebenda, S. 15.
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