Heft 
(1994) 57
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Sonntag ist nun also der große, wahrscheinlich auch groß-langweilige Tag. Um 11 1/2 Vormittags Feier im Concertsaal; Billet habe ich und werde natürlich zur Stelle sein.

Aber ich passe schlecht zur Berichterstattung 1. weil ich keine rechte Perso- nalkenntniß habe. 2. weil ich nicht stenographieren also den Reden nicht folgen oder richtiger sie nicht exakt wiedergeben kann. Hat also die Zei­tung als solche ein oder mehrere Billets erhalten, so bin ich, im Interesse der Zeitung, gern bereit, die Berichterstattung über das Vormittagsfest an einen würdigeren, will sagen geschickteren abzutreten. Kommt es aber auf ein paar Namen oder ein bißchen Blech mehr oder weniger nicht an, so bin ich tapfer da und mache es so gut wie ich kann.

Wie immer Ihr ergebenster

Th. Fontane.

Chefredakteur: Stephany; vgl. Anm. zur Nr. 4.

Eugen Richter (1838 - 1906), radikaler Vertreter des Liberalismus, Gegner Bismarcks, Führer der Deutschen Freisinnigen Partei im Reichstag.

Militärdebatte: Siehe dazu: Konrad Canis, Alfred von Waldersee.

Außenpolitik und Präventivkriegsplanung in den achtziger Jahren. In: Gustav Seeber (Hrsg.), Gestalten der Bismarckzeit I. 2. Auflage, Berlin 1987: Akade­mie-Verlag, S. 413: "Diese Differenzen zwischen Bismarck und General Alfred von Waldersee in der Präventivkriegsfrage ließen bei Waldersee schließlich sogar Vorbehalte gegen Bismarcks Vorgehen bezüglich der Militärvorlage aufkommen. Der Kanzler hatte Ende 1886 - bereits ein Jahr vor Ablauf des gültigen Septennatsgesetzes - die Militärvorlage mit ihren außerordentlichen Forderungen eingebracht, um einen Druck auf die Großbourgeoisie und deren Parteien ausüben zu können. Er wollte auf diese Weise die Konservativen, Freikonservativen und Nationalliberalen zu einem Kartell zwingen, das ihm im Reichstag bei einem eventuellen Thronwechsel eine feste Stütze sein sollte. Man muß dabei berücksichtigen, daß die Armeeführung das vorhandene militärische Potential des Reiches als völlig ausreichend für einen erfolgreichen Krieg hielt, vor allem wenn dieser anfangs ausschließlich gegen Frankreich geführt wurde. Die Armee­verstärkung war ihr primär eine notwendige Maßregel zum Ausgleich der in nächster Zukunft zu erwartenden Rüstungsmaßnahmen der potentiellen Feinde. Die weitgehenden innenpolitischen Absichten, die Bismarck über die Militärvorlage einleiten wollte, gingen ihr nicht auf."

Paul Bronsart von Schellendorf (1832 - 1891), preußischer General, war von 1883 bis 1889 Kriegsminister.

Handschriftliche Bemerkung Paul Schlenthers: "Feier des hundertjährigen Bestehens des Königlichen Theaters in Berlin und bei diesem Anlaß öffent­lich. Einführung des Grafen von Hornberg als Generalintendant des Königlichen Schauspiels. Vgl. den Bericht der Voss. Ztg. vermutlich Mon­tag Abend oder Dienstag früh nach dem 5. Dec."

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