Heft 
(1994) 57
Seite
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Nr. 12: An Dr. Paul Schlenther

Krummhübel 11. Sept. 87 Haus Meergans.

Hochgeehrter Herr.

Ich schreibe noch mal, nachdem ich eben das Wochenrepertoire in der Vossin gelesen. Donnerstag und Sonnabend gaukelt Grube und natürlich kommt aus andern Stadtgegenden noch allerhand andres dazu. Wird es Ihnen zu viel, so richte ich mich so ein, daß ich am Sonnabend da bin und aus dem Coupe ins Theater steige; Lieber wär es mir freilich, dieser Ham­letkelch, der immer eine besondere Trinkkraft fordert, ginge an mir vorü­ber. Keine Antwort, gute Antwort.

Wie immer in vorzügl. Ergebenheit Th. Fontane.

Max Grube, Schauspieler (1854 - 1934), von 1888 - 1909 (seit 1891 auch als Regisseur) am Königlichen Schauspielhaus Berlin tätig.

Hamletkelch: Anspielung auf Shakespeares Hamlet.

... ginge an mir vorüber: Fontane kehrte erst am Montag (19. Sept.) nach Ber­lin zurück.

Nr. 13: An Dr. Paul Schlenther [?]

Berlin 22. Sept. 87.

Potsd. Str. 134. c.

Hochgeehrter Herr.

Seien Sie schönstens bedankt für Ihre liebenswürdigen Zeilen, die sich mit einem an Stephany gerichteten und eine verwandte Bitte meinerseits aussprechenden Briefe kreuzten.

Ich war heute von 10 bis 4 draußen und wohnte den ärztlichen Berathun­gen, wenn auch nur bescheiden im Nebenzimmer bei. Mein alter Freund und Gönner Pancritius, richtiger alter Ostpreuße, zu dem ich ein kolossales Vertrauen habe, griff gleich scharf zu, verordnete Champagner und starke Chinindosen, dazu feuchte Umschläge von Campher und Arnica und hat dadurch den erlöschenden Lebensfunken momentan wieder angefacht.

Aber die Hoffnungen, die daran zu knüpfen sind, sind doch nur gering, trotzdem sich auch Schlaf (immer das Beste) eingestellt hat. Denn solche Dinge wechseln wie man die Hand umdreht und spotten der Hoffnung, die man eben noch hegte.

Der augenblickliche Stand heißt: eine Spur besser.

Unter Würdigung eines Dankes und

Gruß und Empfehlung auch an Stephany noch immer Ihr Th. F.