Nr. 17: An Dr. Paul Schlenther
Berlin 18. Okt. 88 Potsd. Str. 134. c.
Hochgeehrter Herr.
Ich bin, da Sie mir gütigst die Wahl lassen, für Probepfeil mit Haase. Das kann ich dann an demselben Abend noch abmachen, während die "Novitäten" immer noch einen Vormittag kosten. Fräulein Maus ist hoffentlich besser als Maus; Pailleron über Girndt. Am Sonntage werde ich eine halbe Stunde vor Beginn an der Kasse sein und meine Karte vorzeigen. Daß etwas störend dazwischentritt, ist glücklicherweise nicht wahrscheinlich. Viel Glück Freitag Abend bei der "Constituante".
Mit Brahm's Buch bin ich durch, - es ist sehr hübsch, auch sehr unter- haltlich.
In vorzügl. Ergebenheit Th. Fontane.
Kriege ich noch das Billet für Sonnabend (Barnay) zugeschickt oder habe ich es holen zu lassen? Es ist vielleicht das Beste, in Bezug hierauf einen Modus festzustellen, damit ich Sie nicht immer mit einer Frage inkommo- diren muß.
Th. F.
Probepfeil: Es geht hier um die Aufführung des Stücks Der Probepfeil von Oskar Blumenthal (1852 - 1917) am 20. Oktober 1888 im Berliner Theater. Fontanes Rezension erschien in der Vossischen Zeitung Nr. 500 vom 21. Oktober 1888. Zu Haase vgl. Anm. zu Nr. 15.
Novitäten: Fontane hat bei "Novitäten" außer der Kurzbesprechung (Vornotiz) am Abend nach der Vorstellung (für die Morgenausgabe) am nächsten Vormittag die eigentliche Rezension geschrieben, die meistens in der Abendausgabe erschien.
Fräulein Maus: Schauspielerin. Der Zusammenhang Maus - Pailleron - Girndt ist nicht ganz klar. Offenbar rezensierte Schlenther ein Stück von Pailleron, in dem Fräulein Maus mitwirkte.
Edouard Pailleron (1834 - 1899), französischer Dramatiker.
Otto Girndt: lebte 1835 - 1911, Dramatiker und Erzähler, auch Redakteur verschiedener Zeitungen. Girndts Schwank Die Maus wurde am 31. Dezember 1887 aufgeführt. Fontanes Rezension erschien in der Vossischen Zeitung Nr. 1 vom 1. Januar 1888.
Constituante: verfassunggebende Versammlung, hier vermutlich der "Lit- terarischen Gesellschaft".
Brahms Buch: Schiller. Band I erschien 1888, Band II1892 bei Wilhelm Hertz in Berlin. Das Werk blieb unvollendet.
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