Gobbo der Diener Shylocks. Paula Conrad errang mit der Rolle des Gobbo einen der größten Erfolge ihrer Bühnenlaufbahn.
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Nr. 35: An Paula Schlenther-Conrad
Berlin, 28. Juni 93
Gnädigste Frau, hochverehrte Freundin.
Ich wollte Sie noch sehn, um Ihnen unsere besten Reisewünsche mit auf den Weg nach Wien - wohin jetzt alles geht zu Roß, zu Fuß, zu Velociped - geben zu können. Aber die schwebende Hitze, der ich mich weniger denn je gewachsen fühle, läßt mich die Mittagslinie der Friedrichstraße vermeiden. So denn brieflich einen herzlichen Generalgruß und die Hoffnung, Sie in Herbstestagen (im September wollen wir in Karlsbad sein) in bester Gesundheit wieder zu sehen.
Unter Empfehlungen an den Gemahl,
Th. Fontane
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Nr. 36: An Paula Schlenther-Conrad
Berlin, 11. Febr. 95 Potsdamerstr. 134 c
In San Remo, in Hesperien,
Ach, was sind mir das für Ferien!
Statt erhoffter Blüthenglocken Immer neue Winterflocken,
Statt Böcklinscher Meeresbläue,
Flur nur von Berlinscher Gräue;
Könnt ich doch, mit einem Satze,
Heim zu meinem alten Platze,
Heim zu meinem alten Rexe,
Belle Allianzplatz Nummer sechse Statt hier unter ewgem Frieren,
Zeit und Geld nur zu verlieren ...
Unter solchen oder doch ähnlichen Betrachtungen werden Sie, Hochverehrte Frau und Freundin, Ihre San Remoer Tage gelegentlich verbracht haben und es würde mich beglücken, wenn diese Zeilen Ihnen ein ganz klein wenig von all dem Guten bringen könnten, was Phöbus Apollo so hartnäckig versagt. Wie es übrigens von allem Legendarischen entkleidet, in Wahrheit mit Ihrer Gesundheit steht, kann ich, da ich Ihren theuren Gatten seit länger als 3 Wochen nicht gesehen habe, nur vermuthen, lebe aber der Hoffnung, daß es damit viel besser steht, als sich die herkömmlichen Heulhuber, ohne jede rechte Grundlage, heraus rechnen. Ich bin, ohne diese kein Ende nehmenden Schneetage loben zu wollen, ein abgeschworener Feind vom sogenannten "schönen Wetter" und halte zu dem
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