Heft 
(1994) 57
Seite
106
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nicht selten - auf dem hinteren Deckel wird sogar der Name des Überset­zers falsch gedruckt; auf der ersten Seite der Einführung erfahren wir, daß der Familienname "Fontane" von der ursprünglichen Form "Fontane" ver­deutscht wurde! Andere auffallende "misprints": "a very stange house" (S. 55), und "count the pedals" (S. 78). Alles in allem eine kaum ansprechende Präsentation.

Die Einführung enthält eine kurze, aber plausible Darstellung der Umstände, welche, so Dr. Eliason, den Ehebruch von Melanie geradezu unvermeidlich erscheinen lassen. Seine berufsbedingten Kenntnisse der russischen Literatur ermöglichen es ihm, Parallelen zu L'Adultera aus erster Hand zu ziehen - es erweist sich sogar als Vorteil, daß wir es nicht mit einem Fontane-Spezialisten, sondern mit einem Generalisten zu tun haben.

Was die vorliegende Übersetzung betrifft - wie für alle Übertragungen gilt der bekannte Satz: "traduttore, traditore" - der Übersetzer ist ein Verrä­ter. Mit dem feinen Unterschied zum herkömmlichen Verräter, daß er kaum Gefahr läuft, entdeckt zu werden. Denn: wer die Sprache des Ori­ginals als Muttersprache beherrscht, braucht keine Übersetzung, und auch wenn er die "Zielsprache" ebenfalls beherrscht, wird er kaum einen Blick hineinwerfen wollen. Der Leser der Übersetzung, der (in der Regel) die Originalsprache nicht perfekt beherrscht, ist nicht in der Lage, die zwei Texte zu vergleichen.

Ein sorgfältiger Vergleich, Zeile für Zeile, zwischen Original und Über­setzung, bringt es meistens an den Tag. Und, um es kurz zu fassen, die Übersetzung des Dr. Eliason ist, als ganzes betrachtet, lobenswert.

Bei den Beschreibungen von geselligen Zusammenkünften bzw. der Natur gelingt es dem Übersetzer, das Gefühl, die Stimmung, die Atmo­sphäre des Originals meisterhaft zu treffen. (Beispiel: Kap. 9 - Löbbekes Kaffeehaus.) Auch bei den Dialogen beweist er ein gutes Ohr (ein perfektes Beispiel dafür ist das Gespräch zwischen Melanie und van der Straaten im Kap. 16 - Abschied) mit Ausnahme, vielleicht, der Dialektstellen - offen­sichtlich ist es nicht leicht, einen für die Übertragung des Schweizer- Deutsch geeigneten, amerikanischen Dialekt zu (er)finden.

Um so bedauerlicher ist es also, daß etwaige Fehler (denn, "even Homer nods") eher auf Unachtsamkeit als auf Unwissen zurückzuführen sind.

Dabei findet man Fehlübersetzungen, welche bisweilen ans Lächerliche grenzen. Einige Beispiele:

ausgelassener Honig" "wild honey" (S. 17)

anstatt "liquid honey."

"im rechten Winkel") "in the right corner" (S. 17

anstatt "at right angles."

"ausgebuchtete Likörflaschen" "bottles of liquor forming an

arch" (S. 79)

anstatt "bulging liqueur bottles

(Im übrigen unterscheidet man zwischen "liquor" - eher amerikanisches