Insgesamt liegt eine materialreiche, intellektuell anspruchsvolle und anregende Studie zum autobiographischen Erzählen, speziell auch zu den autobiographischen Werken Fontanes, vor. Sie ist präzis und komprimiert geschrieben. "Leichtigkeit aus Tiefe" 2 , wie Paul I. Anderson seine Rezension über Wolfgang Paulsens Buch über Autobiographik im 20. Jahrhundert überschrieb, ist jedoch in dieser Arbeit noch nicht erreicht, sie wäre wohl auch einer Dissertationsschrift unangemessen.
Anmerkungen:
1 Wolfgang Paulsen: Das Ich im Spiegel der Sprache. Autobiographisches Schreiben in der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. - Tübingen: Niemeyer 1991, S. 11.
2 Paul I. Anderson: Leichtigkeit aus Tiefe. Fontane Blätter, Heft 55/1993, S. 141 f.
Günter de Bruyn: Mein Brandenburg. Fotos von Barbara Klemm. - Frankfurt/M.: S. Fischer Verlag 1993.165 S.
(Rez.: Joachim Kleine, Zeuthen)
Längst spricht der Name für sich selbst. Wird ein neuer Titel von ihm angekündigt, so weiß man landauf, landab: Worüber sich de Bruyn auch äußern mag, lesenswert wird es auf jeden Fall sein. Lesenswert! laute denn auch das erste Urteil über diese "Hommage eines großen Schriftstellers an seine Heimat". So nennt der Klappentext die mit 40 bzw. - wenn man den Umschlag einbezieht - 41 reizvollen Schwarzweißaufnahmen der Fotografin Barbara Klemm bereicherte Sammlung von sieben Essays über das Land zwischen Elbe und Oder, Barnim und Spreewald, über bemerkenswerte Dichtergestalten, die es hervorgebracht hat und die den Gegenden, in denen sie wirkten oder die sie beschrieben, den Charakter literarischer Landschaften verliehen.
Dieses Buch ist Günter de Bruyns jüngste Huldigung der Mark, nicht seine erste. Das meiste, was er geschrieben hat, seien es seine Erzählungen oder seine essayistischen Reflexionen zu Land und Leuten, wurzelt ja wie er selbst im Märkischen. Und so kritisch-sarkastisch, ja bitterböse er sich darin über Machthaber, die kamen und gingen oder über andere Zeitgenossen äußern mochte, so geschah dies meist vor dem erhabenen, trostrei- chnd en Hintergrund märkischer Landschaft, deren Stille, Schwermut u Traurigkeit er unverwechselbar zu schildern versteht. Ihr gehört seine große e Liebe und Sorge. Doch wie Fontane weiß er, "daß die märkisch
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