nicht, auch Heutiges, Besorgniserregendes wie Hoffnungspendendes zu zeigen? In de Bruyns "Im Spreeland" findet man es. Schade, daß er hier darauf verzichtet hat. Wenn aber nicht der Text des Buches, hätten nicht wenigstens einige seiner Illustrationen etwas davon ins Blickfeld rücken können, ohne ins Plakative abzugleiten? Die Bilder, so gut sie aufgenommen sind, verharren in zeitlos-rückwärtsgewandter Landschaftsbetrachtung. Neues, dem der Mensch doch, wie Fontane es für geboten hält, recht eigentlich leben soll, bleibt außer Betracht. Warum?
Man mißverstehe die kritische Frage nicht als Krittelei. Auch eine falsche Bildunterschrift (S. 145) beeinträchtigt nicht das Urteil, daß "Mein Brandenburg" alles in allem nicht nur zu einem guten, sondern ebenso zu einem schönen Buch geraten ist. Vom Umschlag bis zur letzten Seite gediegen gestaltet und gedruckt, nimmt man es unwillkürlich behutsam in die Hände. Dies und ein Preis von runden 40 Mark wird auch Freunde edler Buchkunst freuen und mag sie trösten, wenn sie nicht zu den Glücklichen zählen, die eines der wenigen auf Bütten gedruckten, numerierten und vom Verfasser signierten Sonderdrucke erwischen, sondern sich mit einem Exemplar der Normalauflage begnügen müssen.
Anmerkung
1 Hans-Dieter Schütt: Die Distanz des Dichters, ln: Neues Deutschland, Berlin, 1.10.1993.
Wie interpretiert man einen Roman? Arbeitstexte für den Unterricht. Für die Sekundarstufe. Von Hans-Dieter Gelfert. - Stuttgart: Philipp Reclam jun. 1993.200 S. (Universal-Bibliothek; 15031)
(Rez.: Reinhard Rösler, Rostock)
Nach Gelferts in der gleichen Reihe erschienenen Arbeiten zur Gedicht- und Dramenanalyse gibt es von diesem Autor nun auch einen Band zur Romaninterpretation. Daß er hier vorgestellt wird, hängt nicht nur damit zusammen, daß darin (natürlich) auch Fontane zu seinem Recht kommt. Der Buchtitel könnte argwöhnische Leser (speziell unter den Literaturwi s- senschaftlern) vermuten lassen, es würden Patentrezepte, griffige Formen für Prüfungskandidaten wohlfeil angeboten. Dem ist nicht so. Gelfert will auch keine Publikation vorlegen, die theoretisch alles Bisherige in den Schatten stellt. Er bietet Arbeitstexte für den Unterricht - praktikabel, ohne theoretischen Ballast, dabei stets solide, anregend und gut lesbar, immer auf das zielend, was allen am Herzen liegen sollte, die mit Schülern und Studenten arbeiten: Texte auf ihre ästhetischen Besonderheiten hin zu