Heft 
(1994) 57
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die Möglichkeit des ruhigen Verweilens, gar des Nachschlagens oder Zurückblätterns haben zu können.

Eine wichtige Frage bleibt jedoch offen, d.h. der Film stellt sie nicht, doch dem heutigen Betrachter drängt sie sich auf: geschah die Assimilierung tatsächlich so konfliktfrei wie geschildert? Gab es nicht etwas wie vielleicht verständliche Ablehnung der Fremden durch die Alteingesessenen oder gar etwas wie Neid auf die Steuerprivilegien der Fremden? Oder können erst wir Heutigen überhaupt eine solche Frage stellen?

Der von Thomas Wilkening in enger Zusammenarbeit mit dem Hugenot­tenmuseum in Berlin produzierte Film ist als VHS- Kassette im Buchhan­del erhältlich (Preisempfehlung: DM 39,95), kann aber auch im Theodor- Fontane-Archiv ausgeliehen werden.

Zum Katalog der Ausstellung "Theodor Fontane - Märkische Region und Europäische Welt" in Bonn vom 20.10. bis 16.11.1993

(Rez.: Heinz Kühn, Geltow)

Im Auftrag des Bevollmächtigten des Landes Brandenburg für Bundesan­gelegenheiten und Europa sowie des Ministeriums für Wissenschaft, For­schung und Kultur des Landes Brandenburg hat das Theodor-Fontane- Archiv Potsdam eine Ausstellung mit dem Titel "Theodor Fontane - Märki­sche Region und Europäische Welt" erarbeitet. Hauptanliegen war es zu verdeutlichen, daß das Werk Fontanes "durch Geist und Eigenart einer Region" geprägt, jedoch "ebenso auf die Offenheit für grenzüberschreiten­de Welterfahrung" orientiert ist.* Es gelang, die Bedeutung Fontanes in der europäischen Literatur des 19. Jahrhunderts zu akzentuieren und seinen Platz im Rahmen der großen Dichter des Realismus im europäischen Raum näher zu bestimmen.

Helmuth Nürnberger, der Vorsitzende der Theodor Fontane Gesellschaft, hatte es übernommen, den Text des Kataloges zu erarbeiten.

Besonders mit der Einführung (S. 8 bis 15) und den einleitenden Abschnit­ten je Themengruppe wurde mehr als "nur ein Katalog" herausgegeben Auswahl, Vielfalt und Anordnung der Exponate zu bekannten und weni­ger bekannten oder beachteten Lebensabschnitten und Werken Fontanes sind von der Grundidee der Region-Welt-Beziehung bestimmt. h Dadurc werden einerseits z.B. Bezüge der Kriegs- und Reisebücher und - Korrespon denzen Fontanes - vornehmlich aus dem westeuropäischen Raum -i- zu se nem Romanwerk erkennbar, dessen "unverwechselbar geprägte(n) Men- sehen ... in ihrem Kembereich regional begrenzt" sind. Andererseits mach- te Fontane bei der Behandlung der "menschlichen und gesellschaftlichen Probleme ... an den regionalen Grenzen nicht halt", sondern sah Welt "die

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