UNVERÖFFENTLICHTES / WENIG BEKANNTES
Manfred Horlitz, Potsdam (Hrsg.)
Eine unvermutete Entdeckung:
Brief Theodor Fontanes an Adolph v. Menzel
Am 21. Februar 1879 berichtet Theodor Fontane seinem Tunnelfreund Adolph -von Menzel, daß ihn „Westermanns Illustrierte deutsche Monatshefte" um einen Aufsatz bitten, der die gesamte Katte-Tragödie enthalten soll.
Bereits 1860 hatte sich der Dichter nach vorausgegangenen Küstrin-Besuchen und Quellenstudien in einem Aufsatz, der dem Thema „Küstrin" gewidmet war, mit dem Schicksal des Hans Hermann von Katte beschäftigt. 1 ) Diese Arbeit wurde 1861 (datiert 1862) in den ersten Wanderungsband unter dem Abschnitt „Der Barnim" übernommen. 2 ) Darin vermittelt Fontane im wesentlichen ein detailliertes Bild der Hinrichtungsstätte und jenes Standortes, von dem der preußische Kronprinz dem blutigen Vorgang zuschauen mußte. In den Anmerkungen findet der Leser historische Quellen sowie Dokumente des Köpenicker Kriegsgerichts vom 27. Oktober 1730 einschließlich des Votums Friedrich Wilhelm I. und einen Hinweis auf dessen „Cabinets- ordre" vom 1. November 1730. Fontane schließt seinen Aufsatz mit dem Bemerken, daß ein Bildnis des Hingerichteten an diesem historischen Ort „nicht eben verwerflich" wäre 3 ) und sich ein dafür geeignetes Katte-Porträt im Arbeitszimmer Friedrich Wilhelm IV. des Charlottenburger Schlosses befände.
Im zeitigen Frühjahr 1879 arbeitete Fontane das Barnim-Kapitel für eine bei Hertz vorgesehene 3. Auflage des Bandes „Oderland" um und gestaltete aus dem Kü- strin-Aufsatz ein Hauptkapitel, das nun den gesamten Fluchtversuch des Kronprinzen, die Rolle Kattes, die Verhandlungen und Vernehmungen vor dem Kriegsgericht bis zur Hinrichtung, ergänzt durch biographische Notizen und eine abschließende Wertung dieses Rechtsfalles, enthält.
Ein Vorabdruck erfolgte unter dem Titel
„Küstrin und die Katte-Tragödie" in der bereits erwähnten Westermannschen Zeitschrift. 4 )
Für diese Neufassung bemühte sich Fontane um den Abdruck eines zuverlässigen Katte-Porträts. Nachdem er mehrere ermittelt hatte, bat er Friedrich Wilhelm Holtze um Rat für die Ermittlung der Identität der Porträts mit dem hingerichteten Hans Hermann Katte.
„Drei Bilder gibt es von ihm (Katte), die untereinander keine Spur von Ähnlichkeit haben. Welches ist das rechte? Mutmaßlich keins." 5 )
Heute können wir durch einen bisher unbekannten Brief Fontanes, der sich im Archiv der Berliner Nationalgalerie auffand, belegen, daß er sogar Adolph von Menzel bat, ihm bei der Suche nach einem authentischen Katte-Porträt behilflich zu sein 6 ):
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