Zu den Texten
Im folgenden, werden drei Briefe Fontanes an Friedrich Eggers abgedruckt. Am Ende wird der kurze Bericht Fontanes wiederveröffentlicht, den die „Vossische Zeitung" anläßlich der Überführung der Leiche Eggers' nach Rostock publizierte. Die unterschiedliche Bedeutung der einzelnen Texte erfordert eine jeweils besondere Form der Kommentierung und Anmerkungen. Für die sich daraus ergebende mögliche Unübersichtlichkeit wird um Nachsicht gebeten.
Die Briefe Fontanes, die hier erstmals veröffentlicht werden, befinden sich im Nachlaß der Familie Eggers, den das Rostocker Stadtarchiv aufbewahrt. Die beiden Briefe vom 30. November 1860 und vom 27. November 1863 hat Frau Anita Golz gefunden und mir freundlicherweise für diese Publikation überlassen. Eggers hatte die Briefe - wie übrigens auch das Geburtstagsgedicht für 1866 - von Fontane als Briefpapier für die Wochenberichte an seine Geschwister benutzt, so daß Fontanes Texte nur als Rückseitentexte erhalten sind. Für Ermutigung und ergiebige Hinweise gilt Frau Golz mein besonderer Dank. Zu danken habe ich auch Frau Diplomarchivarin Ingrid Ehlers aus dem Rostocker Stadtarchiv, die den umfangreichen Nachlaß der Familie Eggers betreut. Die Veröffentlichung geschieht mit freundlicher .Genehmigung des Stadtarchivs Rostock. Nicht zuletzt habe ich Herrn Dr. Walter Hettche (München) Dank zu sagen für Unterstützung verschiedenster Art.
2. Theodor Fontane an Friedrich Eggers, 20. Mai/März/?/ 1850
Berlin d. 20 ten Mai 50
Sr. Wohlgeboren
dem Dichter, Doctor u. Redacteur Fidding Anacreon Eggers
hier.
Anbei ein, aus einem ganzen Waschkorb voll vorsündfluthlicher Geisteserzeugnisse, mühsam herausgeklaubtes Läppchen. Alles andre erwies sich theils als schmutzige Wäsche, theils als total zerrissene.
Der - ich möchte sagen - Bilderstürmer Standpunkt, den man, ewig nach Bildern und Vergleichen jagend, vor 10 Jahren so glücklich war einzunehmen, ist Gott sei Dank überwunden, nun lacht man über die haarsträubenden Ungereimtheiten oder Geschmacklosigkeiten jener frühren Periode. Dennoch kann man auch nach solcher Richtung hin was leisten, Anast. Grün hat das bewiesen. Es frägt sich nun, ob ich auf falschen Pfaden doch noch mit so viel Geschicklichkeit rumgetrippelt und immer noch der Poesie so nah geblieben bin, daß ich es riskiren kann die beifolgenden Ergießungen auch Künsteleien jener Zeit, unter Bessrem, dem Druck zu übergeben?! Morgen bei Pietsch Dein Urtheil.
Lebwohl
Lafontain
18