Bohème, überdies auch Zeitschriften seiner Jahre in den ersten Jahrgängen. Schernberg war ein Freund der modernen Malerei, nannte sich in gelegentlicher schriftstellerischer Betätigung gern Charlie Beaumont, verehrte Karl Kraus, dessen Schriften und Fackelhefte er fast vollständig besaß. Er unterhielt manche persönliche Verbindung mit Berliner Kabarettisten und Schriftstellern, so mit Käte Rühl und vor allem auch mit Ringelnatz.
Ein ähnliches Schicksal erlitt auch Dr. Eugen Pinner, der Chronist des Fontane- Abends. 31 Er führte im Aufträge des Vereins die Verhandlungen über den Erwerb der Emdenschen Fontane-Sammlung und ihrer Übereignung an die Berliner Üniversi- tätsbibliothek. (Vgl. S. 69/72)
Aus Verantwortungsbewußtsein verfaßte dieses Gründungsmitglied ein maschinenschriftliches Dokument über die Aktivitäten des Vereins mit dem Vermerk „Anstatt eines Referats widme ich diese kleine Zusammenstellung unserer Arbeit meinen Freunden vom .Fontane-Abend' 14. XI. 27 - 4. Xi. SS". 33
Auch Fontanes Patensohn, Hans Sternheim, war trotz seines aktiven Einsatzes als Offizier während des ersten Weltkrieges nicht vor dem zunehmenden faschistischen Terror geschützt.
Sternheim wurde am 11. 7. 1880 in Berlin als Sohn eines Bankiers geboren. Im Anschluß an seine Schulzeit lernte er technisch und kaufmännisch in der Druckerei Büxenstein zu Berlin und wurde später deren Mitinhaber. Das Unternehmen befaßte sich mit der Herstellung graphischer Erzeugnisse aller Art in den Abteilungen für Buchdruck, Offsetdruck, Tiefdruck, Chemographie, Galvanoplastik und Buchbinderei. Am ersten Weltkrieg nahm Stemheim als Hauptmann im Feldartillerie-Regiment 38 sowie im Asienkorps teil und kehrte als Träger des Eisernen Kreuzes 1. Klasse und des Osmanischen Eisernen Halbmondes zurück. Der Buchdruckerei-Direktor Sternheim wurde Vorsitzender des Reichsschiedsamtes der Deutschen Buchdrucker und vor seinem Eintritt zum Fontane-Abend Mitglied des Berliner Bibliophilen-Abends und der Maximilian-Gesellschaft. Als ihr Schatzmeister war er, unterstützt von den Gebrüdern Scholem, zugleich deren vorbildlicher Chronist mit der äußerst sorgfältig gearbeiteten Festschrift „25 Jahre Maximilian-Gesellschaft Berlin 1912 -1937". Ein offizieller Dank wurde ihm dafür jedoch nie ausgesprochen. Die von Sternheim geleitete Firma Büxenstein besorgte und spendete zahlreiche Drucke für die bibliophilen Vereine, einschließlich des Fontane-Abends, in Berlin. Unter den Druckspenden Sternheims befindet sich auch die Gabe aus dem Jahre 1936 „Erinnerungen an Theodor Fontane. 1819-1898". Diesem Druck war das Widmungsblatt beigefügt: „Den Mitgliedern der Maximilian-Gesellschaft überreicht von H. St.". Der edle- Spender hatte es nicht mehr gewagt, mit seinem vollen Namen zu zeichnen, und nur die Eingeweihten wußten, wer sich hinter den Buchstaben „St" verbarg. Den Patensohn Fontanes schützte der Status eines „Frontkämpfers" nicht. Hans Sternheim wurde von den Nazis nach Auschwitz verbracht und gilt als verschollen. 33
Um sich einen furchtbaren Leidensweg zu ersparen, wählten andere Persönlichkeiten jüdischer Herkunft den Freitod. Dazu entschloß sich auch das Mitglied des Fontane-Abends Gotthard Laske. Der einer kinderreichen Familie entstammende und später als Berliner Konfektionär und leidenschaftlicher Bibliophile bekanntgewordene Gotthard Laske, geboren 1882, legte schon in jungen Jahren den Grundstock für seine Bibliothek, die rund 10 000 Bände umfaßte, und in der anspruchsvoll gedruckten und illustrierten Büchern der Vorrang eingeräumt wurde.
Daneben sammelte Laske auch Grafiken, Zeichnungen und Bilder zeitgenössischem Künstler, denen er dafür Anzüge fertigen ließ. Laske war von einer echten und opferbereiten Liebe zum guten, modernen Buch, zu seinen Dichtern, Illustratoren und
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