dort kehrte er als Militärarzt mit der amerikanischen Armee 1944 nach Frankreich zurück und lebte wieder in Paris. Er verstarb 1963.
Um dem faschistischen Terror zu entgehen, emigrierten bereits 1933/34 noch weitere Mitglieder des Fontane-Abends, so die Kaufleute Fritz Joseph und Dr. Lothar Mo- recki 30 , der Antiquar Heinrich Rosenberg und dessen Geschäftspartner Albert F. Zimmermann.
Ihren Höhepunkt erreichte die Massenemigration in den Jahren 1938/39. Während dieser Zeit verliefen weitere Mitglieder des Fontane-Abends, der im November 1933 seine fruchtbringende Tätigkeit eingestellt hatte, ihre deutsche Heimat. Zu ihnen gehörte auch Dr. Fritz Bamberger, der voh 1926 - 1938 Philosophie und Literatur an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin gelehrt hatte. Als Bibliophile hatte Bamberger mit seiner wohl umfangreichsten und besten Privatsammlung von und um Spinoza zugleich mit zahlreichen Erstdrucken der Philosophiegeschichte Berühmtheit erlangt. Intensiv beschäftigte er sich mit Moses Mendelssohn, dessen gesammelte Schriften er in den Jahren von 1929 bis 1932 herausgab. 1939 emigrierte Bamberger in die USA und erhielt 1944 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Seine umfangreiche Sammlung konnte er vollständig nach New York transportieren. Von 1939 bis 1943 lehrte er als Professor für Philosophie am College of Je- wish Studies and Downtown College der Chicagoer Universität. Nach Arbeiten an der Zeitschrift „Coronet" und „Esquire" in New York wurde er 1962 Professor für Geistesgeschichte am Hebrew College. Zu den Werken Bambergers gehören u. a. „Das System des Maimonides" (1935) und „Leo Baeck - the man and the idea" (1958). Bambergers Freund, Dr. Bruno Strauss, galt als der fleißigste Mitarbeiter der um 1930 begonnenen großen Mendelssohn-Gesamtausgabe. 1933 wurde er von den Nazis aus dem Schuldienst entlassen und vorzeitig pensioniert. Von 1937 bis 1939 war er Angestellter der Jüdischen Gemeinde in Berlin und unterrichtete, am Jüdischen Lehrerseminar. 1939 emigrierte Strauss über Großbritannien in die USA und lehrte dort bis 1964 als Professor für Deutsch und Geschichte am Centenary College of Louisiana.
Bereits vor Bamberger und Strauss hatten die Druakerbrüder Erich und Reinhold Scholem, denen der Fontane-Abend etliche schöne Drucke verdankt, den Weg ins Exil angetreten und waren 1938 in Sidney auf australischem Boden gelandet.
Im Unterschied zu den Emigranten bestand die besondere Tragik anderer Mitglieder des Fontane-Abends gerade darin, daß sie an Grundwerten im Sinne einer bürgerlich-humanistischen Staats- und Rechtsauffassung festhielten und in irrationalen Vorstellungen befangen blieben oder vor der immer grausamer werdenden faschistischen Wirklichkeit die Augen schlossen. Dafür zahlten viele mit ihrem Leben, weil sie gar nicht oder zu spät erkannten, Opfer dieses Grundirrtums zu werden.
Von den Nazis 1942 deportiert und umgebracht wurde der 1880 in Berlin geborene Amtsgerichtsrat Walther Michaelis. Er war jahrelang tätig im Vorstand der Jüdischen Reformgemeinde Berlin, Kurator mehrerer jüdischer Stiftungen, Mitglied aller bibliophilen Vereine Berlins und Mitbegründer des Fontane-Abends. Bereits bis 1935 hatte der eifrige Bibliophile nach 25jährigem Herumstöbern, zumeist auf Bücherwagen, eine ansehnliche Sammlung von Büchern deutscher Literatur zusammengebracht. Er besaß ferner eine ausgezeichnete komplette Kollektion von unveröffentlichten autobiographischen und dichterischen Manuskripten und Privatdrucken des Dichters Oskar Panizza, die er bereits 1937 durch eine Beschlagnahme verlor.
Im Konzentrationslager Auschwitz kam der Berliner Rechtsanwalt und Notar Dr. Karl Schönberg um. Er war unter den Fontane-Freunden eine markante und interessante Persönlichkeit, sammelte Kabarett-Literatur und Dokumente der Berliner
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