Heft 
(1990) 49
Seite
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Gisela Heller wurde am 6. August 1929 in Breslau geboren.

Als Schlesierin also eine Muß-Preußin; die - nach altüberlieferter These - die besten Preußen (gewesen) sein sollen. Daß sie sich den Büchern zuwenden würde, stand bei­zeiten fest, daß sie selbst welche schreiben würde, jedoch nicht.

Als Reporterin auf den Spuren Fontanes hinterließ sie eigene Spuren im märkischen Sande, wurde selbst Schriftstellerin, die sich zur Lebensaufgabe machte, das weite, über Jahrzehnte literarisch vernachlässigte Feld brandenburgisch-preußischer Ge­schichte neu zu bearbeiten, ein historisches Verhältnis zur Gegenwart und ein gegen­wärtiges Verhältnis zur Historie herzustellen. Vier Bücher hat sie zur Freude ihrer zahlreichen Leser bereits in die Scheuer eingebracht; ein Reiseführer zu Fontane steht kurz vor dem Abschluß.

Günter Gregor, Potsdam

Auf eigenen Versfüßen und Fontanes Spuren

Aus meiner nur achtjährigen Schulzeit hatte ich von Fontane lediglich seine drei be­rühmten BalladenArchibald Douglas",Die Brück' am Tay" sowieJohn May- nard" in mein späteres Leben hinübergerettet. Und das war für einen Vierzehnjähri­gen in den letzten Kriegstagen schon viel.

Als schlesischer Umsiedler in der Niederlausitz gelandet, verdanke ich vor allem der sofort wieder aktiven Leihbibliothekarin zu Annahütte meine weitere Be­kanntschaft mit dem von mir verehrten Dichter und seinen Prosaarbeiten. Besonders zuEffi Briest" hatte sich eine stille Liebe entwickelt, die bis heute noch nicht er­loschen ist.

Ich hatte dieWanderungen durch die Mark Brandenburg" kaum vollständig gele­sen, als ich quasi zwangsläufig bzw. dienstlich bedingt, schon auf seinen Spuren zu wandern begann. Seit 1949 Redakteur derMärkischen Volksstimme" und Nachfol­ger Erwin Strittmatters in Senftenberg, erschloß sich mir zum ersten Mal der Spree­wald in seiner idyllischen Schönheit, wie sie Fontane schon empfand. Ob später als Kreisredakteur in Seelow und dem Oderbruch oder in Brandenburg selbst, immer wieder stieß ich auf Dörfer und landschaftlich bedeutsame Blickpunkte, die in den Wanderungen" bereits ihren Niederschlag gefunden hatten.

Vom Schriftstellerverband gemeinsam mit Irma Harder viele Jahre lang als literari­scher Betreuer des Zirkels Schreibender Arbeiter in Neuruppin eingesetzt, lernte ich auch Fontanes Vaterstadt näher kennen und ihr vielerlei Reize abzugewinnen.

Derart inspiriert, begann ich vor rund zehn Jahren für die Presse, vor allem die Brandenburgischen Neuesten Nachrichten", wie ich hoffe, im Sinne meines großen Vorbildes, sogenannte Heimat-Verse zu schreiben. Einige Beispiele mögen mein un­vermeidliches Vorwort bekräftigen:

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