knapp, aber präzis referiert wird. Bereits in der ersten Auflage seiner „Studien" könnte Laage allein für 22 novellistische Werke handschriftliche Zeugen nachweisen, die Köster für seine kritische Ausgabe von 1919/20 nicht zur Verfügung gestanden hatten, darunter nicht weniger als acht Reinschriften. In den wenigen Jahren, die zwischen der ersten und der zweiten Auflage von Laages Buch vergangen sind, wurden abermals neue Materialien zutage gefördert, darunter knapp 150 Seiten, welche die Textgenese der Novelle „Ein Doppelgänger" in verschiedenen Stadien repräsentieren. Auch von dem Märchen „Bulemanns Haus", so ist aus der neuen Auflage' von Laages Buch zu erfahren, muß 1986 eine Handschrift aufgetaucht und durch den Autographenhandel der BRD versteigert worden sein. Sie sei "z. Zt. nicht nachweisbar", bemerkt der Autor des Handschriftenkatalogs lakonisch dazu... - Von nahezu hundert Gedichten, meist aus Storms Jugendzeit, die erstmals 1987 in Band 1 der von Karl Ernst Laage und Dieter Lohmeier im Deutschen Klassiker Verlag (Frankfurt am Main) herausgegebenen Storm-Ausgabe veröffentlicht worden sind, enthält der Katalog die Nachweise über die handschriftlichen Quellen. Meisterwerke freilich findet man darunter nicht.
Um dem Benutzer des Handschriftenkatalogs. das Auffinden der einzelnen Texte- zu erleichtern, hat Laage' jedesmal einen Vermerk angebracht, wenn das betr. Gedicht oder der Prosatext in Kösters Edition und/oder in der vom Rez. besorgten Storm-Ausgabe nicht enthalten ist. Dabei blieben allerdings die Kommentarteile unberücksichtigt, in denen sich manches findet, was Laage offenbar entgangen ist und daher von ihm als unveröffentlicht ausgewiesen wird. Das aber ist auch schon der einzige kritische Einwand - wenn's denn einer ist -, den man gegenüber dem Handschriftenkatalog, ja gegenüber dem gesamten Studienband von Karl Ernst Laage erheben kann. Wer sich künftig mit Storms Dichtungen wissenschaftlich befaßt, darf ihn nicht außer acht lassen.
Bernd Gajek / Wolfgang v. Ungern-Sternberg: Ludwig Fulda, Briefwechsel 1882 —1939. Zeugnisse des literarischen Lebens in Deutschland. 2 Bde. — Frankfurt/M. u. a.: lang 1988. 1094 S. (Regensburger Beiträge zur deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft. Reihe A/Quellen; 4)
(Rez.: Joachim Biener, Leipzig)
Dem leider fast vergessenen deutschen Schriftsteller jüdischer Abkunft Ludwig Fulda gilt zu Recht diese hochverdienstliche und fesselnde Publikation. Sie gliedert sich wie folgt:
Band 1 wird durch ein Geleitwort Golo Manns eröffnet; dieser hatte im Frühjahr 1933 an der Seite seiner Eltern Ludwig Fulda bei „traurigen Unterhaltungen" in Lu-' gano kennengelemt. Es folgt die literatur- und theatergeschichtlich aspektreiche Einführung der Herausgeber. Den Hauptinhalt des ersten Teiles bildet die Korrespondenz Fuldas aus der Zeit von 1882 bis 1939, darunter auch Briefwechsel mit Theodor Fontane. Es sind in der Mehrheit Briefe an Fulda. Von ca. 1300 Briefen an Fulda wurden aus dem Nachlaß, der sich beim Freien Deutschen Hochstift befindet, 386 von 87 Briefschreibern ausgewählt. Nur ein Drittel der veröffentlichten Briefe (124) an 22
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