Bei den zahlreichen Anmerkungen, die umfangmäßig fast ein Viertel des Buches ausmachen, handelt es sich u. a. um sachliche Ergänzungen und Erklärungen, um Beschreibungen des heutigen Zustands von Gebäuden usw., um Hinweise auf Fontanes Romane, Gedichte und Briefe. Sie sind das Ergebnis vielfältiger Bemühungen und helfen dem Leser, die vor 100 bis 130 Jahren niedergeschriebenen Texte Fontanes genauer zu verstehen. Häufig konnte Günter de Bruyn kommentierte Ausgaben der „Wanderungen" heranziehen, insbesondere die des Aufbau-Verlages. Verständlicherweise sind bei den zahlreichen Details auch einige Irrtümer unterlaufen, die übernommen wurden: Der Schweizer Mathematiker und Astronom schrieb sich, anders als bei Fontane, Bernoulli (S. 38, 285, 368). Das Cafe Lubow existiert zwar nicht mehr, aber das stattliche Gebäude noch als Wohnhaus in Berlin-Grünau, Bohnsdorfer Str. 1 (S. 319). Das Mausoleum des Herrn von Bonseri in Saarow steht noch als Ruine (S. 329).
Bei vielen Anmerkungen bietet Günter de Bruyn jedoch wesentlich mehr als die anderen Ausgaben. Diese neuen Beiträge zur Erforschung der Zusammenhänge von Fontanes „Wanderungen" seien dankbar anerkannt. Nur einige Beispiele: Unter „Bi- nenwalde" erfahren wir Näheres über das Schicksal der schönen Försterstochter Sabine und ihr angebliches Verhältnis zum Kronprinzen Friedrich. - Die längere, von Heinz-Dieter Krausch festgehaltene Grabinschrift von Johann Heinrich August Noack für seine 1832 verstorbene Frau Meta und seinen Sohn Johannes in einer Gruft des Friedhofes von Dagow bei Neuglobsow gibt Aufschluß über „Metas Ruh". - Interessante Einzelheiten ermittelte der Herausgeber in Berlin-Malchow, etwa, den Namen des Lehrers (Adolf Merckel), der dort dreißig Jahre getreulich seines Amtes waltete, Fontane bei dessen Besuch aber schroff abwies. - Im Hinblick auf das Geweih des legendären 66-Ender-Hirsches von Neubrück bei Fürstenwalde, das sich früher im Jagdschloß Königs Wusterhausen befand und im Schloß Moritzburg wohlbehalten die Zeiten überdauert hat, wird ein dreifacher Irrtum Fontanes berichtigt: 1. Nicht das Geweih wog 532 Pfund, sondern der Hirsch. 2. Das Tier wurde nicht 1636 erlegt, sondern 1696, also zur Regierungszeit von Kurfürst Friedrich III. (von diesem selbst). 3. Auf dem Denkmal von Neubrück ist nicht der liegende Hirsch, sondern auf einer Relief platte nur der Hirschkopf mit dem Geweih dargestellt. Damals entdeckte der Heidereiter Andreas Siebenbürger aus Jakobsdorf den großen Hirsch, benachrichtigte pflichtgemäß den Kurfürsten, trieb ihm das Tier vor die Flinte und erhielt dafür als „Spezial-Gnade" einen Bauernhof in Biegen zu eigen. Fachleute bezeichnen das seltene Geweih heute allerdings als das eines Dreißigenders und die Zahl von 66 Enden als zeitgenössische Übertreibung.
Günter de Bruyn vergleicht den Bericht über eine Schwanenfütterung in Potsdam von Louis Schneider, Fontanes Freund im „Tunnel über der Spree", mit seiner Schilderung und stellte eine weitgehende Übereinstimmung bis hin zu übernommenen Metaphern fest. Wahrscheinlich unterschied Fontane bei der Ausarbeitung kaum noch zwischen eigenem Text und eingefügten Zitaten und kennzeichnete diese dann auch nicht. Andererseits zitierte er mit Anführungszeichen, jedoch nicht originalgetreu, sondern zusammenfassend und verbessernd („Malchow"). - In Uetz gibt es keinen Wublitzsee und daher auch keine Fährstelle mehr, weil der See durch den Autobahnbau (1936) verlandete und das Gelände heute von Kleingärten eingenommen wird. - Auf der Grabstätte Heinrich von Kleists am Kleinen Wannsee, heute Berlin (West), wurden im Laufe der Zeit wahrscheinlich vier Grabsteine aufgestellt, und es kam zu Unklarheiten über Kleists Lebensdaten (18.10.1777—21.11.1811), da sie zuweilen auf den Steinen falsch angegeben oder von Besuchern (auch Fontane) falsch wiedergegeben wurden.
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