der „Poggenpuhls" als Beleg für die differenzierte Stellung Fontanes zum Offiziersadel Vorbehalten. Der Schluß unter dem Titel »Fontane und Moltke" gibt das Fazit der Untersuchung, anknüpfend an jene späte Fotografie Fontanes, die auf seinem Schreibtisch einen Bronzeabguß der Hand des preußischen Feldherrn erkennen läßt. Sein Ausklang und zugleich innerer Höhepunkt sei hier zitiert: „Was aber bedeutete Molt- kes Hand auf Fontanes Schreibtisch? Natürlich war sie ein Bekenntnis. (...) Die Bronzehand ist die eines Soldaten, eines als Feldherr unbesiegten Soldaten, dessen Ruhm zwar kaum bis in unsere Tage herüberreicht (eine der traurigen Folgen unserer tragischen Militärgeschichte), der aber doch für sich in Anspruch nehmen kann, die größte Epoche der deutschen Heeresgeschichte unlösbar mit seinem Namen und seiner Leistung verknüpft zu haben. Daß er kein Märker, ja eigentlich noch nicht einmal ein Deutscher war, konnte ihm in den Augen Fontanes nicht schaden. Was er bewunderte, war die vollkommene Gestaltwerdung des Soldatischen im Menschen. (...) So wird die Bronzehand zum Eingeständnis einer großen Zuneigung Fontanes zum Soldatischen schlechthin. Was in den Kinderjahren sein Verhalten spielerisch bestimmte, findet im Alter seinen Niederschlag in der Verehrung für den größten Soldaten, der in deutschen Diensten gestanden hat." (431) Die Fülle des herangezogenen Materials — Publizistik, Briefe und als Belege genutzte einzelne Züge des lyrischen und erzählerischen Werks — der Themen und der Thesen macht es dem Rez unmöglich, eine umfassende und ins einzelne gehende Würdigung und Wertung des Buches zu geben, würde dies doch den Nachvollzug wenigstens der wesentlichsten Glieder seiner so unkonventionell wie entschieden sich schließenden Argumentationskette erfordern: dies muß dem weiteren Gang der Forschung überlassen bleiben. Der Rez. wird sich auf einige wenige Bemerkungen und Eindrücke beschränken, an deren Beginn die Feststellung stehen muß, daß Fs Arbeit der Forschung einen wichtigen Impuls gibt. Der Verf. stellt zahlreiche gründliche analytische Betrachtungen und Überlegungen zu Strukturen und Gehalt der Kriegsbücher vor und erschließt wesentliche, im Kontext der Fontane-Forschung bisher unaufgearbeitete militärgeschichtliche wie militärpolitische Voraussetzungen und Zusammenhänge sowohl für diese großen Darstellungen als auch für einzelne zeitgeschichtliche Stellungnahmen des Schriftstellers und Briefschreibers nach 1878, die oft die Basis zum wirklichen Verständnis schon vielfach zitierter, aber unzureichend kommentierter Positionsbestimmungen Fontanes liefern. Seine Ergebnisse bei der Herausarbeitung der besonderen kriegsgeschichtlichen Darstellungsmethode, der jeweils spezifischen objektiven wie subjektiven Schwierigkeiten, denen sich Fontane bei der Arbeit an den recht unterschiedlichen Stoffmassen konfrontiert sah, stellen eine neue Qualität gemäßer Problematisieruhg und Würdigung jener Werke dar, nicht zuletzt die Interpretationen und Überlegungen zu Fontanes Versuch einer poetischen Gestaltung des Krieges. Von großem Wert sind dabei genaue vergleichende Untersuchungen zur subjektiven Gestaltung und objektiven Bewertung einzelner militärischer Aktionen unter Nutzung verschiedener Quellen, anderer zeitgenössischer Darstellungen wie auch neuester militärgeschichtlicher Forschungsergebnisse. Bei aller grundlegenden Sympathie für die Tradition und die wesentlichen Gründzüge preußischer bzw. preußisch-deutscher Politik bis zum ersten Weltkrieg und bei all ihrer Rechtfertigung bemüht er sich zugleich um deren kritische Aufarbeitung im Lichte der Erfahrungen unseres Jahrhunderts und bringt entschieden sein Bewußtsein von der globalen .Bedrohung der Menschheit in der Gegenwart in die Darstellung ein. Dabei läßt freilich sein Bemühen, das von ihm an so zentraler Stelle gerückte „Soldatische", gefaßt als .strengste Gebundenheit in soldatischem Gehorsam und begeistert freie Hingabe an König und Vaterland, Urbanität, Takt, Einfühlungs-
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