von der „neuen, besseren Welt", das F. zum Ausfluß momentaner Verärgerung abwerten will, die innere Beziehung zu dem Fontane der vierziger Jahre sichtbar, der im John Prince-Manuskript das „Nahen einer neuen Zeit" in Menschen des vierten Standes spürte, die in sich und anderen den „Mangel an Bildung des Geistes und der Seele" 11 zu überwinden suchten.
Es ist zu bedauern, daß der Verf. sich nicht auf seinen ursprünglichen, ihm intensiv vertrauten Gegenstand und dessen wirkliches Umfeld konzentriert hat, um auf der Grundlage gesicherter Ergebnisse auf die gemäße Würdigung und Einordnung der „konservativen Züge" Fontanes in ein neu zu entwickelndes Gesamtbild Fontanes zu drängen, natürlich dazu auch seine Gedanken einzubringen, anstatt eine Konstruktion zu forcieren 12 , die ein nachvollziehbares Gesamtbild nicht zu liefern vermag. Beflügelt auf diesem unsicheren Weg hat ihn wohl die Allianz mit dem konservativen Zeitgeist in der Bundesrepublik, zu der ihn sein weltanschaulich-politisches Konzept drängte.
Diese Allianz wird belegt vor allem von seinen in ihrer Eindeutigkeit erfreulichen, weil den Leser klar orientierenden aktuellen Seitenhieben gegen Linke und Alternative, etwa die Abgrenzung von der „Meinung der Rüstungsgegner aller Zeiten, daß jeder Pfennig, der für die Armee ausgegeben wird, ein Pfennig zu viel sei" (23), seine Behauptung von der konstitutiven Nachbarschaft des Strebens nach sozialer Gerechtigkeit zur Ablehnung des Prinzips der Wehrgerechtigkeit oder seine pauschale Abgrenzung von Revolutionen, weil diese „nur gelingen können, wenn Gesindel und Lumpenproletariat alle moralischen Hindernisse beiseitegefegt, alle psychischen Hemmungen überwunden und das Chaos entbunden haben" (48). Dem entspricht auf der anderen Seite der ausgeprägte Sinn für Autorität, Ruhe und Ordnung1 3 und die hohe Stellung des „Soldatischen" in der Ethik des Verfs, die ähnlich wie die These, daß sich „die Entstehung weltgeschichtlicher Auseinandersetzungen nicht (oder nur ausnahmsweise) aufhellen läßt durch die Beantwortung der Frage nach Schuld oder Unschuld der Beteiligten" (127) auf den Einfluß konservativen Geschichtsdenkens, etwa eines Gerhard Ritter, verweist. Solche Hinweise sind vor allem deshalb notwendig, weil F. mit seinem wiederholten Tadel der entstellenden Rolle der „Ideologie" und des „ideologischen Ballasts" in der „gängigen" Fontane-Forschung den Eindruck zu erwecken versucht, seine Betrachtungsweise der Welt sei von einem solchen Element frei. 14 Doch dies führt auf das weite, hier nicht diskutable Feld der Auffassungen des Verfs von Wissenschaftsmethode und -gesinnung, auf dem er ganz spontan und nicht selten unglücklich agiert: etwa in dem Bedauern darüber, Hans- Heinrich Reuter sei „von einer strengen, vielleicht allzu strengen marxistischen Position aus an seine Aufgabe herangetreten" (9) oder in der eigentümlichen Bekräftigung der gewiß zutreffenden These von der prinzipiellen Zustimmung Fontanes zur preußischen Politik gegenüber Elsaß-Lothringen mit der Anmerkung: „Übrigens hätten die bedeutenden französischen Germanisten, die sich begreiflicherweise mit Fontane beschäftigten .... längst eine Studie zu Fontanes Haltung gegenüber dem Elsaß vorgelegt, wenn sie mit dieser Haltung einverstanden wären." (46)5 1
Das partielle und damit den Wert seines Buches nicht aufhebende Scheitern Fs verweist auf die wiederholt bestätigte Tatsache, daß eine zutreffende „Wesensbestimmung" (Charlotte Jolles) Fontanes nicht von der interessierten Isolierung einer seiner in einem beziehungsvollen Spannungsverhältnis stehenden Grundüberzeugungen aus vorgenommen werden kann, sondern einer diese übergreifenden Gesamtschau bedarf 17 . Eine solche Betrachtungsweise, und hier kann der Rez. nur auf seine Position von 1969 verweisen 17 , müßte nicht zuletzt entwickelt werden aus seinem für
121