die literarischen Zeitgenossen einzigartigen, in seiner Dimension mit Marx und Engels vergleichbaren geschichtlichen Interesse und der Bereitschaft, sich immer wieder neu den aktuellen Prozessen zu stellen. Die komplexe und komplizierte Verknüpfung von National- und Weltgeschichte, von der die große Rolle des Militärischen ein wesentlicher Aspekt ist, die Erfahrung der nach einem quälend langwierigen Prozeß endlich gelungenen Modernisierung und nationalstaatlichen Einigung und des bald einsetzenden Übergangs zum Imperialismus sind nur einige der tiefgreifenden widersprüchlichen Vorgänge, denen sich Fontane dabei ausgesetzt sah und denen er, leidenschaftlich am Gedeihen und Fortschreiten seines Vaterlands beteiligt, kaum anders als in einer disparat erscheinenden Weise begegnen konnte. Weder die pragmatische Maxime, die F. am Anfang seines Buches Fontane zwar nicht als Wahlspruch, aber doch als gelebte Praxis zu .unterstellen scheint - .„Hier stehe ich, ich kann auch anders!" (10) - noch die Zuschreibung einer „preußischen Geschichtsseligkeit" im Zeichen der Verehrung des Soldatischen können als Leitfaden für die Bewältigung dieses Phänomens dienen.
Anmerkungen
1 Peter Wruck: Theodor Fontane in der Rolle des vaterländischen Schriftstellers. In: Fontane-Blätter, Bd. 6 (1987) H. 6, S. 654 f.
2 Peter Wruck: Der Zopf des Alten Dessauers. In: Fontane-Blätter, Bd. 5 (1983) H. 3, S. 356.
3 Vgl. Anm. 1, S. 654, 653, 655.
4 Davön geht auch die Verlagswerbung aus für die kompilatorische Studie „Der junge Fontane" von Hans-Jürgen Schmelzer in der Reihe „Preußische Köpfe", Berlin 1987.
5 Dieter Bänsch: Preußens und Dreysens Gloria. Zu Fontanes Kriegsbüchern. In: Text -f- Kritik. Sonderband Theodor Fontane. München 1989, S. 34. Die beiden folgenden Zitate S. 52 und 53.
6 Gegen einzelne kritische Wertungen muß freilich eingewandt werden, daß Bänsch die objektive geschichtliche Stellung und Funktion der Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 zu wenig berücksichtigt.
7 Die Breite der in dieser Gesamtausgabe sichtbaren Überlieferung der frühen Lyrik Fontanes gibt Fs Hinweis auf das in einer autobiographischen Notiz für Storm von 1854 erwähnte Terzinengedicht über die Schlacht bei Hochkirch (19) nur geringe Beweiskraft.
8 Theodor Fontane: Autobiographische Schriften. Hrsg. v. Gotthard Erler, Peter Goldammer und Joachim Krueger. Berlin 1982. Bd. 1 S. 156. Die folgenden Zitate aus „Meine Kinderjahre" auf den Seiten 93, 75, 98, 118, 115.
9 Es ist auch erstaunlich, daß F. den Gegensatz seiner These, Fontanes „originäres Interesse für preußische Helden und preußische Siege" sei „Grundbestand seiner frühesten Bildung" (31) gewesen, zu dem Katalog nicht bemerkt, in dem am Ende von „Meine Kinderjahre" das Bildungsgut aufgelistet wird, das Fontane 1832 auf das Gymnasium nach Neuruppin mitbrachte: Preußische Geschichte ist nicht dabei. Selbst wenn Fontane solche Kenntnisse für selbstverständlich erachtet haben sollte - er erwähnt freilich auch Lesen, Schreiben und Rechnen -, so ist doch die Korrespondenz zur voraufgegangenen Darstellung unübersehbar.
10 Der junge Fontane. Dichtung Briefe Publizistik. Hrsg. v. Helmut Richter. Berlin 1969. S. 270 f.
11 ebenda. S. 218, 216.
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