Heft 
(2023) 115
Seite
160
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160 Fontane Blätter 115 Rezensionen Kap. 2,»Das literarische(Um-)Feld«(S. 9f.), allerdings dort weniger einge­hend. In Bezug auf Handlungselemente und Figurenkonzeptionen bringen die Kapitel 3, 13 und 14 vielfache Überschneidungen. Mit Spielhagen als Au­tor des Parallelromans Zum Zeitvertreib befassen sich sowohl Cord Beint­mann in Kap. 7 als auch Rolf Selbmann in Kap. 8 ausführlich, ohne dass neue Informationen geboten würden. Weitere Male kommt Spielhagen in den Tei­len III und IV zur Sprache. Gut gegliedert, informativ und nützlich ist dagegen Teil III, Rezeption, der sich mit der zeitgenössischen Kritik(Kap. 15, Christoph Jürgensen), den Übersetzungen des Romans(Kap. 16, Wolfgang Pöckl), der Rezeption im Drama(Kap. 17, Iris Meinen) und der hier so genannten»Produktiven Re­zeption«(Kap. 18, Helga Arend) befasst, worunter sich treffende Ausführun­gen zu Grass Ein weites Feld(1995), Dorothea Keulers Die wahre Geschichte der Effi B.(1998) und Jan Böhmermanns Satire Letzte Stunde vor den Ferien (2017) finden. Der Rezeption im Werk Thomas Manns widmet Hans Otto Horch ein eigenes Kapitel(19), das den Forschungsstand präzise zusammen­fasst. Sehr übersichtlich und informativ ist Kap. 20, Verfilmungen, in dem Christiane Schönfeld die Effi-Briest-Filme von Gründgens( Der Schritt vom Wege, 1938/39), Budjuhn( Rosen im Herbst, 1955), Luderer( Effi Briest, DEFA 1968/69), Fassbinder( Fontane Effi Briest, 1972–74) und Huntgeburth ( Effi Briest, 2007–09) analysiert und in ihren jeweiligen Entstehungskon­text inordnet. Teil IV, Themen, Motive und Symbole(Kap. 21–33), bietet ein breites Spektrum von Ausführungen zu»Natur-, Jahreszeiten- und Wettersymbo­lik« über»Familie«,»Ehe, Erotik und Sexualität«,»Bürgerlichkeit und Ge­sellschaft«,»Geographie und Architektur« bis hin zu»Philosophie«,»Religi­on«,»Kunst und Musik« und»Literatur«. Eine weitere Differenzierung nach Kategorien hätte sich hier durchaus angeboten. Die einzelnen Kapitel sind von unterschiedlicher Qualität; einige liefern klare, wohlreflektierte und eingehende Informationen(etwa Kap. 23,»Familie«, und Kap. 25,»Krankheit und Tod«, beide von Veronika Schuchter), andere sind weniger griffig oder entfernen sich von dem für Effi Briest speziell Relevanten(etwa Kap. 26, »Bürgerlichkeit und Gesellschaft« von Helmut Schmiedt, wo die Bezugnah­men auf das Bürgerliche Trauerspiel einerseits und den Naturalismus ande­rerseits wenig neue Einsichten stiften). Zu sehr an der Oberfläche bleibt Kap. 22 über den Chinesenspuk(Klaus Müller-Salget), das sich auf die Erör­terung des Romantextes beschränkt; hier fehlt eine Auseinandersetzung mit wichtigen, zur Abfassungszeit bereits vorliegenden Studien wie Graevenitz 2014 oder Begemann 2018. Auch Teil IV enthält Doppelungen so hätte man die Kapitel 27,»Geographie und Architektur«, und 28,»Räume«, beide von Rolf Selbmann, mit Gewinn zusammenfassen können. Auf der anderen Sei­te gibt es zwischen den einzelnen Kapiteln mancherlei Widersprüche: Ge­genüber der differenzierten Erörterung verschiedener Familienmodelle in