Heft 
(2024) 117
Seite
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Fontanes Militärzeit Druschke 69 mit den zuständigen Behörden zeigt. 22 Ursprünglich war es Fontanes Ab­sicht gewesen, als Militärpharmazeut seiner Dienstpflicht zu genügen. Nachdem seine Erkrankung 1842 den Dienstantritt verhindert hatte, war sein Eintritt in die»Dispensieranstalt zu Coblenz « 23 auf den 1. Oktober 1843 festgesetzt worden. Er wurde dann aber doch Soldat mit der Waffe 24 und zwar in derselben Einheit, in dem sein Freund Bernhard von Lepel Offizier war. Der Verbleib in Berlin hatte für Fontane viele Vorteile, und es ist zu vermuten, dass Freund Lepel dabei zu seinen Gunsten agierte. »Kaiser Franz « das ist Fontanes Kürzel für das Kaiser Franz Garde­Grenadier-Regiment(ab 1860: Nr. 2) des Preußischen Heeres. Es wurde 1824 gegründet und nach seinem ersten Chef benannt. Chef war der preu­ßische terminus technicus für einen Regimentsinhaber, einer reinen Eh­renbezeichnung, und nicht zu verwechseln mit dem jeweiligen Regiments­kommandeur. Das Regiment war»auf ewig« benannt nach Franz I. , Kaiser von Österreich, der bereits 1835 verstorben war; der Posten des Regiment­schefs ging nach dem Willen König Friedrich Wilhelms III. von Preußen automatisch an den jeweiligen Kaiser von Österreich über. Von 1835 bis 1848, also auch zu Fontanes Militärzeit, war daher Kaiser Ferdinand I. von Österreich Regimentschef. Der geistig leicht behinderte Monarch trug den Beinamen»Ferdinand der Gütige«, was zynische Wiener später, während der 48er-Revolution als»Gütinand der Fertige« verballhornen sollten. 25 Die Geschichte dieses Regiments bis 1874 also auch den hier behandelten Zeit­abschnitt der Jahre 1844 und 45 umfassend hat L. von Puttkamer, Premi­er-Lieutenant,»im Auftrage des Regiments« in einem Buch 26 zusammenge­stellt. Darin hat der Autor u. a. für die Jahre 1824 bis 1874 in jeweils 10-jährigem Abstand die sog. Ranglisten, enthaltend Namen, Dienstgrade und z. T. Funktionen der Offiziere, Ärzte und Unteroffiziere(soweit letztere in herausgehobener Dienststellung waren) veröffentlicht. Somit liegt uns für das Jahr 1844, dem Jahr des Eintritts Fontanes in das Regiment, eine solche Rangliste vor. Fontane schreibt: Die drei Bataillone des Kaiser-Franz-Regiments lagen damals in drei verschiedenen Kasernen: das erste Bataillon unter Vogel von Falcken­ stein in der Kommandantenstraße, das Füsilier-Bataillon unter Major von Arnim in der Alexanderstraße, das zweite Bataillon unter Major von Wnuck in der Neuen Friedrichsstraße. Regimentskommandeur war Oberst von Hirschfeld[]. 27 Die Rangliste für das Jahr 1844 28 stimmt mit diesen Angaben nur zum Teil überein: Es weist als Kommandeur des zweiten Bataillons, dem Fontane zugeteilt wurde, einen Major von Geusau aus. Ein Oberst von Wnuck wird dagegen als»aggregirt« und Commandant von Weichselmünde aufgeführt. Dieser, Carl Wilhelm von Wnuck(1788–1863), kam 1840 als Major zum Kai­ser Franz Grenadier-Regiment und wurde hier Kommandeur des 2. Batail­lons. 1841 wurde er zum Oberst-Lieutenant befördert. Am 30. März 1844