Heft 
(2024) 118
Seite
98
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98 Fontane Blätter 118 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte 86 Der Begriff»Imago« ist nicht nur sprachlich nahe an Begemanns»individu­ellem Imaginären«(vgl. Anm. 62), beide Mal handelt es sich um Bewusstseins­inhalte, die Fühlen, Denken und Handeln beeinflussen oder bestimmen und damit Realitäten schaffen. 87 Vgl. das Gespräch von Roswitha mit Frau Kruse, EB, S. 205. Ebenso Innstet­tens Zusammenfassung der Chinesen­geschichte gegenüber Wüllersdorf, EB, S. 284. 88 Effi kündigt»›eine Liebesgeschichte mit Held und Heldin, und zuletzt mit Entsagung‹« an; wenige Zeilen später drängt Hulda:»›nun die Liebesgeschichte mit Entsagung. Oder ist es nicht so schlimm?«. Und Effi repliziert:»›Eine Geschichte mit Entsagung ist nie schlimm.«(EB, S. 9) Auch Downes, wie Anm. 60, weist auf die Goethe-Allusion der Vokabel hin(ebd., S. 639), verfolgt aber deren Bedeutungsmöglichkeiten nicht weiter. 89 Am prominentesten natürlich im Untertitel der Wanderjahre : Die Entsa­genden . Das Goethewörterbuch der Uni-Trier (http://gwb.uni-trier.de/de/ ) verzeichnet 200 Belege für»entsagen« (https://woerterbuchnetz.de/?sigle=GWB­&­lemid=E02389) und 23 für»Entsagung« (https://woerterbuchnetz.de/?sigle=GWB­&lemid=E02390). Abrufdatum: 22.9.2024. 90 Effi wird ebenfalls dicht neben dem Kirchhof, der ja direkt an den Briestschen Park grenzt, auf dem Rondell beigesetzt (vgl. EB, S. 349). Hier eröffnet sich dann die Perspektive auf Bedeutung und Funktion des Chinesen für Effi. 91 Auch Christine Hehle, wie Anm. 11, S. 367, und Böschenstein, Mutter , wie Anm. 52, S. 292, bemerken die Werther­Anspielung auf dem Chinesenbildchen, verfolgen aber deren Interpretationspo­tential nicht weiter. 92 Ähnliche Textstellen zur Warn- und Menetekelfunktion finden sich in EB, S. 172: Innstetten zu Effi über die Folgen von Crampas»Hazardspiel« im Leben: »Ja, mal kommt es. Aber ich glaube, unser Freund hält zu denen, die sich über das, was kommt, keine grauen Haare wachsen lassen.«; Innstetten ermahnend zu Effi in EB, S. 173:»Aber so oder so, man muß nur in der Ordnung sein und sich nicht zu fürchten brauchen.« 93 Insgesamt finden sich 12 Textstellen, an denen Innstettens Ambivalenz deutlich wird: EB, S. 51, 53, 69, 89, 92, 93, 97, 117, 153, 154, 173, 244/245. Vgl. dazu auch Begemann, Anm. 69. 94 Deshalb lässt Innstetten auch den Saal und die Räume im Obergeschoss ungenutzt und unangerührt. Hier fand die Chinesen-Nina-Konstellation das desaströse Ende, in dem Innstetten seine einstige mögliche Gefährdung wiederer­kennt. Aus Angst davor nimmt er eine rigorose, eben auch räumliche, Abgren­zung gegen dieses Spiegeldreieck vor. Dass er sich weigert, Luise, die Frau aus seiner Dreierkonstellation, dort übernach­ten zu lassen, versteht sich aus diesem Zusammenhang von selbst. 95 Vgl. auch die folgenden Textstellen. EB, S. 119: Effi kommt»wenn auch unklar,[] zum Bewusstsein[], was ihr in ihrer Ehe eigentlich fehlte: Huldigun­gen, Anregungen, kleine Aufmerksamkei­ten.«; EB, S. 120: Innstetten»erging sich in ein paar wohlgemeinten, aber etwas