Heft 
(2024) 118
Seite
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110 Fontane Blätter 118 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte entstandenen Denkschrift ein und dasselbe sind; dort heißt es nämlich:»Dr. Andreas Sommer, mit 480 Rtlr. Remuneration, ist seit dem 1. Oktober[1850] bei der Centralstelle angestellt; er redigiert die Sonntags-Correspondenz und fungiert als Lektor. Er gibt auch das Teltower Kreisblatt heraus.« 64 Lässt man den Irrtum beiseite, dann zeugen die inhaltlichen Angaben gleichwohl von einiger Kenntnis. Die Denkschrift führt nämlich zur Provin­zial-Correspondenz weiter aus: Die Artikel derselben sind vorzugsweise unter denjenigen Gesichts­punkten gehalten, die für die Bevölkerung der Provinzen eigenthümlich ins Gewicht fallen müssen. Es scheint dabei ein Wirkungswunsch der Kreuzzeitungspartei maßgebend geworden zu sein, zu deren Programm es gehört, den eigenthümlichen Charakter der Provinzen zu erhalten und zu stärken. 65 Angesichts der Erläuterungen zu dem mit der Provinzial-Correspondenz identischen Sonntagsblatt gewinnt man sogar den Eindruck, dass der Ver­fasser einige Exemplare vor Augen hatte, als er schrieb, es erscheine dort ein»lithographiertes ›Sonntagsblatt‹, das der obengenannte Herr Andreas Sommer zu arbeiten hat und in dem Ausstreuungen ethischer und religiö­ser Art, patriotische Anregungen für das Königshaus u. dgl. bezweckt wer­den, zugleich das Material für die kleinen Lokal- und Volksblätter in den Provinzen, die es ausdrucken sollen.« 66 Für diese Arbeit hatte sich Sommer auf mancherlei Art empfohlen, durch seine Politische Wochenschau für Bürger und Landmann und deren Fortsetzung in den Familienblättern, auch durch die Blätter für Verstand und Herz. 67 Sommer war wohl mehr der»Herz«- als der»Verstandes«-Spe­zialist der Gegenrevolution und brachte Gesammeltes aus diesem Wir­kungsbereich als Rechenschaft und Mahnung im April 1849 bei der Buch­handlung G. Walter in der Mohrenstraße 29–30 heraus: Mein Scherflein. Eine Auswahl publicistischer Aufsätze verschiedenen Inhalts aus den acht verhängnißvollsten Monaten[April bis November] des Jahres 1848. Dazu hieß es in der Vossischen Zeitung in einer Selbstanzeige der Buchhandlung (wohl gemeinsam mit dem Verfasser): Wir empfehlen das aus 56 Aufsätzen bestehende Werkchen den Freun­den einer nicht bloß den Verstand, sondern auch das Herz in Anspruch nehmenden Lektüre als Gedenkbuch an die 8 verhängnissvollsten Mona­te des vorigen Jahres. Der Verf. hat es nicht ohne Absicht an dem Tage der Eröffnung der Kammern in die Öffentlichkeit treten lassen, damit es zugleich diesen wichtigen Tag in der Erinnerung festhalte. 68 Andere hatten anderes in Erinnerung behalten. Knapp drei Wochen zuvor, am 25. März 1849, erinnerte der Kladderadatsch daran, dass es vor dem »verhängnißvollen« April auch einen März gegeben hatte: Aus den Barrikadenliedern von Dr. Andreas Sommer./ Zu haben Lützo­wer Wegstraße 11./ Druck von J. F. Starcke./ In der Nacht vom 18. zum