Heft 
(2024) 118
Seite
112
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112 Fontane Blätter 118 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Sieh, Teltows Kreisblatt-Redakteur, wie ist im Laubgewirre So saftig jedes Sommerblatt und Deines ist so dürre! 72 Das war nur Wochen nach dem Diner bei Tietz, bei dem Fontane auf Einla­dung Beutners mit Sommer, Hesekiel und Abel zusammengetroffen war. Zu allem Überfluss wurde der Kreisblatt-Redakteur Ende Juni/ Anfang Juli 1857 noch in einen vom Publicisten ausgelösten Zeitungsskandal verwi­ckelt, wogegen er sich unter Anrufung der Staatsanwaltschaft zur Wehr setzte. 73 Verantwortlich war Andreas Friedrich Thiele (gewöhnlich nur A. F. Thiele ), Jurist, Verleger und Redakteur des Publicisten(1845–1874), von dem die nichtamtliche Denkschrift über die Pressestelle sagt, dass er extra gegen Wien eingesetzt war:»Diese Artikel kommen indes nicht aus dem Preßbureau, sondern werden von einem Herrn A. F. Thile[sic!], einem fah­nenflüchtigen Demokraten von 1848, der seine Instruktionen unmittelbar von Herrn von Manteuffel empfängt, geschrieben.« 74 1864 bediente sich Bismarck noch immer derselben Feder. 75 Die Zahl der ›Märzgefallenen‹ ver­mehrt sich. Sommer redigierte das Teltower Kreisblatt bis Ende März 1863, als die längste Zeit über von 1851 bis 1862 Leo von dem Knesebeck auf Jühns­dorf Landrat des Kreises war. Seine Frau Marianne, eine geborene von Quast aus Garz , fand in Fontanes Notizbüchern Erwähnung. 76 Der Landrat muss über die Fehde mit den Berliner Zeitungen hinaus zu Sommer gehal­ten haben. Sein Nachfolger gründete ein eigenes Kreisblatt, so dass Som­mer schließlich zum Charlottenburger Wochenblatt zurückkehrte. Woher kam er und was hatte er vor dem März 1848 getrieben? 77 In Jenkwitz bei Bautzen am 10. April 1804 geboren, studierte Sommer ab 1826 in Leipzig Theologie und Philologie. Er promovierte 1829 und wur­de Nachmittagsprediger an der Universitätskirche zu Leipzig . Es folgte ein mehrjähriger Aufenthalt in Wien , von dem er 1836 nach Leipzig zurück­kehrte, um 1837 sein theologisches Amtsexamen abzulegen. 1843 folgte er Christian Gottlieb Nehrlich(1802–1868) nach Berlin als Lehrer an der von Nehrlich errichteten Gesangsschule und wurde deren Vizedirektor. Die Ge­sangsschule hielt sich nicht lange. Seit 1840 schrieb Sommer auch Aufsätze für das Brockhaussche Pfennigmagazin und brachte 1844 in Leipzig einen Deutschen Jugend-Almanach 78 u. a. mit eigenen Gedichten heraus. Im sel­ben Jahr erschien Worauf es im Gesang ankommt, eine Würdigung Morianis und der in der Vossischen Zeitung über ihn ergangenen Urtheile(Berlin : Logier 1844). Im Hinblick auf die Zeit ab 1848 kann gesagt werden:»Pre­digtton«,»Composition«,»Gesang« und»Gedicht« alles hatte seine Vorge­schichte. Und da Nehrlich einer der Initiatoren des Treubunds war, 79 liegt es nahe, Sommers Übertritt in den Treubund auch mit ihm in Verbindung zu bringen.