Zeit, denen die wahren, in's soziale Leben des Juden tief einschneidenden Aufgaben des Judenthumswed er aus der Lehre, noch aus dem Leben bekannt waren, völlig für sich eingenommen.
Was nun hierbei für das Judenthum — auch für das moderne, selbst konstruirte — mit seinen Tempeln und Orgeln übrig blieb, das war der krasse Jndifferentismus. Die Reformbewegung ruhte und namentlich die Orgelfrage schwieg, und auch hervorragende Reformprediger, ja gerade diese ließen es bei diesem Schweigen bewenden. Hatten sie ja die Einsicht gewonnen, daß die Orgel mit Nichten das Ansehen der Predigt und des Predigers zu heben im Stande, daß vielmehr in einem orgelgesegneten Tempel der Organist ein weit wichtigeres Bedürfniß sei, als der Rabbiner und Prediger höchstselbst.
Seit dem Beginn der antisemitischen Aera in Rumänien, Deutschland, Rußland und Oesterreich hat der Jndifferentismus der dem Judenthume bisher fremd gebliebenen jüdischen Kreise einem gewissen Interesse für jüdisches Vereins- und Gemeindeleben zu weichen begonnen. Die von außen etwas unsanft an ihren Stamm und ihre Zugehörigkeit Gemahnten erinnern sich ihrer Herkunft und richten den Blick nach innen. In den jüngsten Dezennien sehen wir in Deutschland auf wissenschaftlichem, socialem und religiösem Gebiete jüdische Vereine und Verbände entstehen. Ein jüdischer Gemeindebund, ein Rabbinerverband in zweiter und dritter Auflage, die Logen und die Litteraturvereine, die Lehrertage..., sie alle bekunden ein sich Konzentriren um einen inneren Mittelpunkt, und als solcher wird jetzt das Judenthum genannt. Es ist eine Association im Zuge,