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die die jüdische Farbe bekennt, ja die in ihrem jüngsten Ausläufer, im Zionismus, sogar nach einem jüdisch nationalen Banner verlangt. Je mehr für die jüdischen Stellen- und Aemteraspiranten in der großen politischen und socialen Oeffentlichkeit, im Staate, Ebbe eintritt, desto mehr fluthen diese mit ihrer vielfach verschmähten Kraft der Intelligenz, mit ihrem Thatendrang und ihrer Redelust zurück in die jüdische Gemeinde. Hier suchen sie Fühlung mit den so lange öde gelassenen Institutionen, mit der Schule und Synagoge, und hier wird nun aufs Neue der Ruf nach der Orgel laut. Täuschen die Zeichen der Zeit nicht — und sie pflegen nicht zu täuschen — so bekommen wir bald wieder, wie einst in entschwundenen Tagen, von jüdischen „Notablenversamm- lungen" zu hören, die sich mit dem jüdischen Kultus, mit dessen Einrichtungen, Dienern, Priestern und Aemtern zu schaffen machen, die bald offen, bald insgeheim agitiren und wenn auch nicht Staats-, so doch Gemeindeaktionen herbeiführen. Schon heute ist aus den etwas gedämpften Reformfanfaren ein Ton heraus zu vernehmen, ein Wort, das sich besonders zum „Schibboleth" des meist künstlich erweckten Parteigetriebes eignet, und dies Wort lautet: Orgel! Die Orgelfrage ist es, die in neuester Zeit auf die wichtigsten Wahlentscheidungen friedlicher jüdischer Gemeinden Einfluß übt; sie ists, die in die Gemeinden hineingetragen oder von geschickt verborgener Hand hinein lanzirt wird und die wie ein in der Luft schwebendes Verhängniß auf dem redlichen Willen und der gesetzestreu jüdischen Gesinnung der Glieder dieser Gemeinde lastet.
Da wird es denn auch heute, achtzig Jahre nach