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fahrts-, Marien-, Ostern-, Pfingst- und Bußgesänge in Flor kamen, entwickelt sich aus diesen ein Gemeindegesang, der infolge Zulassung der Landessprache zum Gottesdienste, in der Kirche immer heimischer wurde. Die Wallfahrtslieder hielten in den Kirchen ihren Einzug, und da zeigte es sich, daß bei dem gemeinschaftlichen Gesänge der Menge die Melodieen schleppend wurden und einer belebenden und zugleich taktgebenden Begleitung bedurften. Zur Begleitung des Gemeindegesanges wurde nun allgemein das Orgelspiel erwählt und dessen Figuration zu großer Künstlichkeit entwickelt. —
Den ganz ähnlichen Entwicklungsgang nahm später, im 16. Jahrh-, das Orgelspiel in den protestantischen Kirchen, in welchen die Vorbedingung desselben, der Gemeinvegesang in noch höherem Maße vorhanden und zu deutschen Chorälen ausgebilvet war. Vom rezitativischen Psalmgesang sagt Zimmer (a. a. O. S. 135), daß derselbe von den Hebräern in die christlichen Gottesdienste übergegangen und so in dieser Form „hier und da gebräuchlich" sei. Von diesen von den Hebräern überkommenen Gesängen (Liturgengesänge) sagt er aber auch zugleich, daß die Orgelbegleitung für dieselben unpaffend sei, und daß sie „am besten ohne Begleitung ausgeführt werden" (ibid. S. 137).
Hingegen ist derselbe auf diesem Gebiete autoritative Verfasser ganz begeistert von dem den Gemeindegesang begleitenden Orgelspiel und er sagt: „Die wichtigste Seite des begleitenden Orgelspiels ist die Begleitung und Leitung des Gemeindegesanges. Die Orgel gewährt dem einstimmigen Gemeindegesange melodischen und rhythmischen Halt."