Frauen Mitwirken auf die Kirche und um dieselbe Zeit hielt die Orgel in der Kirche ihren Einzug, um da ihr Spiel, als die nothwendig gewordene Begleitung von Kantaten und Passtonsliedern zu immer größerer künstlerischer Vollendung zu bringen. Es ist auch nicht Zufall, daß die Orgel in der Kirche mit dem gothischen Baustyle an der Kirche fast gleichzeitig austreten.*) Während die Gothik die Kirche himmelwärts aufstreben läßt, läßt die Orgel den in der Kirche Betenden ihre Töne „wie Stimmen aus einer andern Welt erscheinen" (Zimmer a. a. O. S. 93).
Es ist also nicht wahr, daß die Kirche ihre Musik mit den Psalmen und Hymnen vom Tempel zu Jerusalem übernommen habe. In diesem Falle würde die Kirche mit dieser Uebernahme nicht ein Jahrtausend lang gewartet haben. Wahr ist, daß das Orgelspiel, von Anfang an dem christlichen Kultus eng angepaßt, zu einer diesem Kultus eigenthüm- lichen Institution geworden ist, und es ist natürlich, daß wir beim Ertönen des Orgelspiels nicht an Mikdasch und Leviten, sondern an Wallfahrts- und Marienlieder erinnert werden.
Gegen solche Institutionen und Eindrücke im jüdischen Kultus wendet sich aber das biblische Gebot: vlm vn'ivpinvi „Ihr sollt in ihren Satzungen nicht wandeln!" (III. B. M., 18, 3.)
Und wenn es auch wahr wäre, daß ein der Orgel ähnliches, unter.v'L' zu begreifendes Instrument rnv'iM im Tempel zu Jerusalem gespielt wurde**),
*) Der gothische Baustyl datirt in Deutschland von der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.
**) Vgl. sN-iTM ,8"' und Din daselbst.