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Die Orgelfrage / beantwortet von Rabbiner I. Nobel in Halberstadt
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der Synagoge unter das Gebot wbn nb vnnpnw gestellt?

4. Ist das Orgelspiel in der Synagoge erlaubt oder verboten?

Nach dem bisher Vorgebrachten lassen sich diese Fragen in aller Kürze beantworten.

I. Es kann kein Zweifel darüber sein, daß die Kirche das Orgelspiel für ihre eigenste Schöpfung hält und demselben einen spezifisch christlichen Cha­rakter beimißt. Um dies deutlich zu zeigen, brauchen wir nur auf die Entstehung des Orgelspiels und dessen allgemeine Verbreitung in den katholischen und protestantischen Kirchen, wie wir diese im Bis­herigen dargelegt, hinzuweisen. Bedeutende Kirchen­lehrer zeigen sich gerade im Punkte der Eigenart der Kirchenmusik sehr eifersüchtig und suchen dieselbe vor Nachahmung jeder Art, besonders der jüdischen Art, zu bewahren. So schrieb i. J. 1250 Thomas von Aquino:Unsere Kirche gebraucht keine Mu­sikinstrumente, wie Zither und Psalter, zum Lobe Gottes, damit sie nicht den Juden nach­zuahmen scheine."*)

So schrieb ein Mann, dessen Schriften im 13. Jahrhundert in der katholischen Welt kanonische Be­deutung hatten und dessen Lehrmeinungen durch die vom 4. August 1878 datirende päpstliche Encyklica auf's Neue als Norm für philosophisches Denken innerhalb der katholischen Christenheit erklärt wurde. So streng suchte die Kirche die Instrumente aus ihren Räumen zu verbannen, deren Gebrauch sie als

*) Ecclesia nostra non adsumit instrumenta musica, sicut citdaras et psalteria, in divinas laudes, ne videatur judaicare. (Angeführt von Wagemann, Gesch. der Orgel S- 10S.)

S*